Meditation und NLP
Gemeinsamkeiten von NLP und Meditation
1. Einleitung
Als Einleitung würde ich gerne erzählen wie ich auf dieses Thema kam.
Bevor ich mit NLP Ausbildung angefangen habe, habe ich angefangen mich mit Meditation zu beschäftigen. Am Anfang habe ich mit eine einfacheren Meditation gestartet, in der man sich einfach auf das Atem konzentriert und 10-15 min. stillsitzt und das Atem beobachtet. Ich fand es faszinierend, wie eine 10-15 minütige Meditation den Tag in die positive Richtung verändern kann.
Das bekannte Sprichwort lautet: „Was du heute säst, wirst du morgen ernten“. Bei Meditation sind die Auswirkungen schon in den gleichen Tag bemerkbar, denn man startet schon mit einer anderen Einstellung oder in NLP Worten gesagt, mit einem anderen State in den Tag.
Ich habe gemerkt, dass die Meditation sehr gute Auswirkungen auf mein Leben hatte und ich habe weiter mit verschiedenen Arten von Meditation experimentiert. Mal eine geführte Meditation zu einem bestimmten Thema, mal eine Mantra Meditation oder die Meditation mit Konzentration auf den Atem. All die verschiedene Arten von Meditation hatten eine Wirkung und ich fühlte mich gelassener und glücklicher. Das führte dazu, dass ich noch mehr über die Meditation erfahren wollte.
Auf der Suche nach einem Meditationskurs hörte ich öfter von einem Vipassana- Schweigemeditationskurs. Ich hatte paar Freunden und Bekannten, die den Kurs bereits besuchten und von dem Kurs begeistert waren. Die spannende Erfahrungsberichte und die leuchtende Augen bei den Erzählungen haben mich überzeugt und ich habe mich über das Jahreswechsel von 2018 auf 2019 in dem nächst gelegenen Zentrum im Triebel angemeldet.
Am 25.12 packte ich warme und bequeme Sachen und Thermoskanne, die mich während Meditationen warmhalten sollte und es ging los nach Triebel. Ab dem ersten Abend hieß es: „Ab jetzt ist eine edle Stille für die nächsten 10 Tagen zu bewahren“. Man durfte mit ein anderer weder verbal noch non-verbal unterhalten. Man sollte einfach für sich sein und seine Empfindungen beobachten.
Ab dem zweiten Tag galt immer der gleiche Plan: 5:30 Uhr aufstehen und bis Abend 20:00 Uhr meditieren. Zwischen den Meditation gab es Essens- und kurze Erholungspausen. Am Abend folgte dann noch ein Hörbuch, dass die Technik erklärt hat und viele Fragen beantwortet hat.
Im Durchschnitt meditierten wir 9-10 Stunden pro Tag und nach ein paar Tage befanden wir in einem Dauer meditativen Zustand.
Ab 10. Tag durften wir wieder sprechen und am 11. Tag den Zentrum verlassen und unsere Erfahrung mit nach Hause nehmen. Es herrschte eine Stimmung von Glück und Erleichterung.
Vielleicht fragst du dich jetzt, was diese Erfahrung mit NLP zu tun hat
Genau diese Frage möchte ich in dieser Masterarbeit beantworten. In diese Arbeit möchte ich genauer auf die Gemeinsamkeiten von NLP und Vipassana Meditation eingehen und diese detaillierter analysieren.
Bevor ich anfange, möchte ich darauf hinweisen, dass diese Arbeit rein auf meine subjektive Meinung beruht und keine wissenschaftliche Basis enthält.
2. Definition und Erklärung von Vipassana Meditation
Vipassana ist eine alte Meditationstechnik, die aus Indien stamm und vor 2500 Jahre von Budda Gotama wiederentdeckt und in der Welt verbreitet wurde. Vipassana bedeutet „Dinge zu sehen wie sie wirklich sind“. Vipassana Meditationstechnik ermöglicht eine Selbstbeobachtung und Selbstveränderung, indem die Achtsamkeit auf die körperliche Empfindungen gerichtet wird und jedes Teil des Körpers durch auf ihn gelenkte Achtsamkeit durchleuchtet wird.
Im Vergleich zu anderen Meditationstechniken, die den Fokus auf einen bestimmten Vorgang wie z.B Atem legen, ist bei Vipassana der Fokus auf jeden einzelnen Körperteil. Es passiert so dass man wie mit eine Taschenlampe durch den Körper geht und sich auf jeden Teil des Körpers nacheinander für einen kurzen Zeitslot fokussiert. Man geht mit der Aufmerksamkeit von oben nach unten entlang den Körper und von unten nach oben.
Was ist das Ziel von Vipassana Meditation und was sollte diese Bodyscan Technik bringen?
Eine grundlegende Vorannahme von Vipassana ist dass jede Gedanke und jede Emotion eine Empfindung in unserem Körper verursachen. Somit werden negative Gedanken und Emotionen als negative Empfindung wie z. Bsp. Schmerz in unserem Körper gespeichert. Diese negative Empfindungen können gelöst werden, indem man die Aufmerksamkeit dem Körperteil schenkt, in dem diese Empfindungen gespeichert sind.
Grundsätzlich unterscheidet Vipassana zwei Reaktionen der Menschen auf die Gefühle und Empfindungen: Begierde und Ablehnung. Begierde heißt hier Verlangen nach mehr: mehr von positiven, schönen Gefühlen und Empfindungen. Mit Ablehnung ist hier die Ablehnung von bestimmten Gefühlen, meist negativen, gemeint. Laut Vipassana werden die negative Empfindungen durch Ablehnung vervielfacht. Mit der Vipassana Praxis sollten diese alten negativen Empfindungen und sogar Schmerzen und manche Krankheiten gelöst werden. Mit der Vipassana Praxis lernt man die Empfindungen einfach wahrzunehmen, ohne diese als „gut“ oder „schlecht“ zu bewerten. Zu den Bewertungen werde ich später in weiteren Kapitel kommen.
Hier möchte ich noch ein paar weitere positive Auswirkungen von der regelmäßigen Meditation Praxis erwähnen, die bei den Vipassana-Meditierenden beobachtet wurden:
- Reduzierung von Angst- und Stresszuständen
- Verringerung von negativen Emotionen
- bessere Fähigkeit zur Konzentration und Aufmerksamkeit
- mehr Energie am Tag
- wenigerSchlafstörungen
- Verbesserung der Leistungsfähigkeit
- geringeresSchmerzempfinden
3. Vipassana und NLP: Gemeinsamkeiten
Aber was hat NLP mit Vipassana Meditation gemeinsam? Diese Frage wird in den nächsten Kapitel genauer untersucht.
3.1 Wahrnehmung und Bewertung
Als erstes möchte ich die Wahrnehmung und Bewertung detaillierter anschauen, denn diese zwei Fähigkeiten, die im Gegensatz zueinander stehen, spielen eine große Rolle sowohl bei Meditation als auch im NLP und haben Auswirkungen auf unsere Realität bzw. unsere Karte der Realität.
Grundbasis der Vipassana Meditation und anderen Meditaionstechniken ist Beobachtung. Das Ziel des Meditierens ist die Dinge wahrzunehmen und zu beobachten, ohne diese zu bewerten. Das führt dazu, dass durch Wahrnehmung und Beobachtung unserer Empfindungen, unserer Gedanken und unserer Gefühle, werden unsere Empfindungen, Gedanken, Gefühle automatisch verändern. Denn ohne Bewertung sind unsere Gedanken, Empfindungen und Gefühle weder gut noch schlecht, die sind einfach nur da. Das wiederum beeinflusst unsere Erfahrungen die auf unseren Gedanken und Glaubensätzen basieren und somit auch unsere Realität. Auch im NLP ist die Wahrnehmung eine Voraussetzung für viele Anwendungen. Zum einen ist die Wahrnehmung enorm wichtig um ein Problem/Herausforderung zu identifizieren, zum anderen ist diese bei der Anwendung von vielen Formaten notwendig. Hier ist die Wahrnehmung grundlegend bei allen Formaten, in denen der Klient sich in der Ich-Position assoziiert oder auch dissoziiert von der Meta-Perspektive beobachtet. Es geht im ersten Schritt um Beobachten der Situation und Spüren, bevor es bewertet wird. Auch im Ziel-Bild geht man ins Wahrnehmen des zukünftigen Ich und spürt wie es sich anfühlt, das neue Ich in der Zukunft zu sein, das Ich als Ziel.
Eine der Metaprogramme, „Beurteilen-Wahrnehmen“ unterscheidet zwischen dem Wahrnehmen und dem Bewerten.
Durch Wahrnehmen kann man sich auf das Hier und Jetzt einzulassen und die Dinge bewusst wahrzunehmen, die um uns herum sind. Das ist unmöglich, wenn wir in Bewertungsmodus sind. Wenn wir bewerten, sind wir konzentriert auf die Beurteilung der Menschen, der Dingen, die uns jetzt passieren oder in der Vergangenheit geschehen sind, oder auch die Auswirkungen, die die Ereignisse für unsere Zukunft haben können. Wahrnehmung ist neutral, Bewertung ist meistens positiv oder negativ gefärbt. Bewertung ist ein logischer Prozess, der durch unsere Gedanken und unsere Sprache geschieht. Wahrnehmen ist ein Prozess des Erfahrens der Welt durch unsere Sinne.
Als NLP Coach ist es sehr wichtig, die non-verbale Sprache des Klients, seine Augenzugangshinweise erstmals zu beobachten, wahrzunehmen, bevor man in die Bewertung reingeht und die Ergebnisse des Beobachtens gedanklich oder sprachlich zuordnet.
Aber nicht nur Beobachtungen sind für uns wichtig. Die Bewertungen sind auch von großen Bedeutung, denn aus den Bewertungen der Situationen entsteht die Karte der Realität einer Person. Die Situationen selbst haben nun wenig Einfluss auf unsere Realität, es sind die Bewertungen, die diese beeinflussen. Eine Schwierigkeit stellen dabei negative Bewertungen eine Situationen. Diese beeinflussen neben der Vergangenheit auch die Zukunft einer Person.
Zum Glück lassen sich die Bewertungen verändern.
Im NLP gibt es einen hilfreichen Werkzeug, dass Bearbeitung von Bewertungen betrifft. Dieses Werkzeug heißt Reframing. Reframing hilft uns Situationen, Gedanken, Gefühle und Empfindungen neu zu bewerten. Neue Bewertung der Situation ändert nicht die Erfahrung selbst, doch das ändert unsere Repräsentation dieser Erfahrung. Bei den Empfindungen ist das ähnlich. Statt die Empfindung in eine Kategorie von gut und schlecht zu stecken, kann man eine neue Kategorie für sich erfinden bzw. die sogenannte „schlechte“ Empfindungen zu reframen. Das kann sehr gut in den Formaten „Six Step Reframing“ und „Teile Verhandeln“ angewendet werden. Indem das „negative“ oder „verhindernde“ Teil (Gefühl) wertgeschätzt wird und nach seine positive Absicht untersucht wird, wird der Teil (Gefühl) verändert.
3.2 Trancezustand
Eine weitere Gemeinsamkeit von Vipassana Meditation und NLP ist ein Trancezustand. Bei Meditation wird der Trancezustand durch einen selbst hervorrufen. Im Gegenteil dazu kann im NLP ein Trancezusatand außer durch einen selbst, auch durch den Anwender hervorgerufen werden.
Anders als in NLP, hat die Trance bei der Meditation keinen Suggestionteil. Die Trance wird eher genutzt, um mit sich selbst und der Umgebung zu verbinden und in dem Zustand zu verweilen.
Im NLP wird Trance oder Hypnose zu verschiedenen Zwecken genutzt. Zum einen ähnlich wie bei der Meditation, zur Entspannung. Dann kann auch hier der Suggestionsteil weggelassen werden. Es kann aber auch als Format oder als Hilfestellung in dem Coaching Prozess eingesetzt werden, um in das Unterbewusste des Klienten einzudringen und dort eine Antwort oder eine Problemlösung zu finden. Auch die notwendigen Ressourcen können bei Klienten direkt in das Unterbewusste in der Trance installiert werden. Im NLP unterscheiden man zwischen Selbsthypnose oder Hypnose von anderen. Selbsthypnose kommt der Meditation am ähnlichsten.
3.3 Tägliche Anwendung
Wie in NLP als in Vipassana ist es ganz wichtig, die Techniken in die alltägliche Praxis zu integrieren. Bei beiden geht es um praktische Techniken und Anwendungen. Es bringt wenig, das theoretische Wissen zu beherrschen. Es hat keine Wirkung wenn dieses nicht eingesetzt wird.
Daher wird bei Vipassana Kurs 10 Tage lang nur meditiert, so dass der Meditierende nach den 10 Tagen gar nicht anders kann, als es weiter anzuwenden. Es wird zu einem Automatismus, zumindest die erste Zeit danach. Es wird leider im Alltag wieder mal verloren, wenn man mit den alltäglichen Dingen beschäftigt und die Meditation aus dem Fokus gerät.
Ähnlich ist auch bei NLP. Gleich nach dem Kurs ist man motiviert und achtet auf viele Dinge bei sich und bei anderen wie z.B Repräsentationssysteme, Augenzugangshinweise, Submodalitäten, Metaprogramme, Strategien, Reaktionen. Man versucht die Metamodell Fragen einzusetzen und immer wieder auf Rapport zu achten. Und dann vergeht die Zeit nach dem Kurs und man läuft der Gefahr, einmal nach dem anderen die Übung auf morgen zu verschieben. Und so geht es weiter, bis man gar nicht merkt, wie man aus dem Ruder geraten ist.
Daher ist es sehr wichtig, die Planung zu erstellen, wann und was gemacht wird: wann ist die Zeit zu meditieren und NLP zu üben. Andere wichtige Hilfestellung können Rituale sein, denn Rituale werden zur Gewohnheit. Nach den modernen Wissenschaft ist es notwendig die Übungen 21 Tage lang zu machen , damit diese zur Gewohnheit werden und unserer Geist und Körper danach verlangt.
Im NLP und Kommunikation ist das Modell „4 Stufen der Kompetenz“ bekannt:
1) Unbewusste Inkompetenz
2) Bewusste Inkompetenz
3) Bewusste Kompetenz
4) Unbewusste Kompetenz
Nur durch bewusstes Einsetzen der Techniken erlangen wir zur unbewussten Kompetenz. Das heißt, dass es automatisiert wird und wir keine Aufmerksamkeit darauf richten müssen.
Henry Ford hat gesagt: „ Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist“.
Jede Änderung benötigt Zeit und entsprechenden Rahmen. Es ist ein Prozess.
Der Schlüssel liegt aber in tun und anwenden. Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr.
4. Schlussfolgerung
In diese Arbeit wurden die Gemeinsamkeiten von NLP und Vipassana Meditation untersucht und beschreiben. Aufgrund der kürzen Zeit kann es sein, dass nicht alle Gemeinsamkeiten analysiert wurden. Die wichtigsten wurden meine Meinung nach genannt.
Meine Empfehlung für die weitere Analyse wäre die Meditation im Zusammenhang zu NLP zu betrachten, Mediation als Ergänzung zur NLP. Denn für mich sind das zwei wichtige Bausteine in meinem Leben, die meine persönliche Entwicklung sehr stark beeinflusst haben.
Elena Tartali, NLP-Master