Die Arbeit mit meinen Glaubenssätzen

Oder, wie ein gelber Fluffy mein Leben verändert hat…

Als HR Manager in einem großen, internationalen Unternehmen habe ich sehr viel Kontakt mit Menschen – meinen Kollegen, meinen Vorgesetzten und vor allem meinen „Kunden“, den Mitarbeitern, mit denen ich „gut“ und fair umgehen möchte. Auch in meinem Privatleben habe ich das Bestreben, mich meinen Mitmenschen gegenüber interessiert, aufgeschlossen und wertschätzend zu verhalten. NLP kann mir dabei eine große Hilfe sein.

Den ersten Kontakt zu NLP hatte ich im Rahmen meiner Ausbildung zur Systemaufstellerin für systemische Familien- und Organisationsaufstellungen. Ich war von den dort erlernten NLP „Grundkenntnissen“ sehr fasziniert und habe mich daher entschieden, das NLP Handwerk „von der Pike auf“ zu lernen und habe letztes Jahr im Sommer eine NLP Ausbildung bei Alexander Training begonnen.

Was bedeutet NLP für mich persönlich?

Neuro – meine spezifische Wahrnehmung meiner eigenen Welt und der Umwelt

Seitdem ich mich mit NLP beschäftige, kenne ich meine beiden primären Wahrnehmungssysteme. Ich beobachte mich immer wieder gerne dabei, wie ich in bestimmten Situationen mich und meine Umwelt wahrnehme und welches Repräsentationssystem ich dabei bevorzugt benutze. Faszinierend finde ich, die Submodalitäten meiner Wahrnehmung zu kennen und ggf. zu ändern. Als Kind habe ich mir bei aufregenden Filmen immer beide Hände vor das Gesicht gehalten und nur ein kleines „Guckloch“ frei gelassen, durch das ich dann weitaus entspannter dem Geschehen auf dem Bildschirm folgen konnte. Heute weiß ich, dass ich als Mensch, der stark visuell wahrnimmt, dem Bild einen Rahmen gegeben und es damit auf eine für mich angenehme Größe verkleinert habe. Wenn ich dann zusätzlich noch den Ton leiser oder ausgeschaltet habe, hat das noch mehr zu meiner Entspannung beigetragen. Diese Technik, die ich als Kind bereits intuitiv benutzt habe, möchte ich weiterhin ausbauen, um stressige oder Angst hervorrufende Situationen für mich, aber auch für andere Menschen, durch Änderung der kritischen Submodalitäten in entspannte Situationen verändern zu können.

Linguistisch – meine verbale und non-verbale Kommunikation mit Anderen

Mit Hilfe von NLP fällt es mir leichter, auf meine Mitmenschen einzugehen. Es bereitet mir Freude, mich auf meinen Gesprächspartner einzulassen und zu erforschen, in welcher Stimmung er sich befindet bzw. in welchem Repräsentationssystem er bevorzugt unterwegs ist. Das Anpassen meiner Sprache, der Lautstärke, der Melodie und dem Klang meiner Stimme an mein Gegenüber sowie auch das Beobachten und Abstimmen der nonverbalen Komponenten wie z.B. die Atmung, die Bewegungen und Körperhaltung des Anderen machen es mir möglich, mich auf seinen Zustand einzustellen und damit einen Rapport, eine gute Beziehung, zu ihm aufzubauen. Wenn der Rapport erst einmal besteht, kann ich im Bedarfsfall durch aktives Leading versuchen, meinen Gesprächspartner von einem eher schlechten in einen guten Zustand zu leiten und damit die Ausgangssituation für eine gute Kommunikation zu verbessern.

Programmieren – wie kann ich meine eigenen Verhaltens- und Denkmuster entschlüsseln und verändern?

Die Technik des Reframings begeistert mich immer wieder. Indem ich einem Ereignis einen anderen Rahmen gebe und dessen Bedeutung für mich damit verändere, kann ich auch einem auf den ersten Blick negativen Thema positive Seiten abgewinnen. Das gibt mir zusätzliche Handlungsmöglichkeiten und macht mich frei(er).

Sehr gerne beschäftige ich mich auch mit meinen Glaubenssätzen, die mich schon lange begleiten, teilweise bereits in der Kindheit installiert wurden und als sich immer wiederholende Verhaltensmuster mein Leben mitbestimmen und beeinflussen. Während meiner Ausbildung habe ich mir zum Ziel gesetzt, diese Glaubenssätze zu hinterfragen und vor allem die mich limitierenden aufzulösen.

Definition Glaubenssatz

Glaubenssätze sind Generalisierungen (Verallgemeinerungen), entstanden und gewachsen aus den unterschiedlichen Erfahrungen, die wir bisher in unserem Leben gemacht haben. Aufgrund dieser Erfahrungen sind wir fest davon überzeugt, dass bestimmte Dinge wahr oder falsch sind. Das bedeutet, wir glauben fest daran. Glaubenssätze sind wichtig für uns. Sie dienen als Wahrnehmungsfilter, die uns dabei unterstützen, Entscheidungen und Beurteilungen in unserem Leben treffen zu können.

Generell können wir zwei Qualitäten von Glaubenssätzen unterscheiden – diejenigen, die für uns hilfreich und förderlich sind (wie z.B. die Gewissheit, dass unser Herz stetig und gleichmäßig weiterschlägt und dafür sorgt, dass genügend Blut und Sauerstoff in jeden Teil unseres Körpers gepumpt wird, auch wenn wir schlafen), aber auch diejenigen, die uns eher einschränken. Diese uns limitierenden Glaubenssätze können uns daran hindern, die Erfüllung unserer Träume und Wünsche zu erreichen bzw. den gewünschten Erfolg zu erzielen. So z.B. kann ich den Glaubenssatz haben „Das konnte ich nie und werde es auch niemals können.“ Dieser Glaubenssatz wird sehr wahrscheinlich dazu führen, dass ich das auch niemals ausprobieren werde, damit ich erst gar nicht scheitern kann.

Arten von Glaubenssätzen

Robert Dilts unterscheidet in seinen Büchern „Identität, Glaubenssätze und Gesundheit“ und „Die Veränderung von Glaubenssystemen“ drei Arten von Glaubensätzen:

Glaubenssätze in Bezug auf Ursachen – wenn x, dann y

Weshalb ist etwas, wie es ist? Ein Glaubenssatz, der daraus entsteht, entspricht einer verletzten Ursache-Wirkung-Beziehung. Wir glauben, dass x immer eine bestimmte Reaktion zur Folge hat und reagieren dann auch dementsprechend. So wird z.B. ein äußerer Umstand gerne als Rechtfertigung für den eigenen Misserfolg genannt: „Weil meine Mutter wollte, dass ich immer meinen Teller aufesse, bin ich zu dick.“

Glaubenssätze in Bezug auf Bedeutung – x = y

Hier handelt es sich um Glaubenssätze, die sich mit den Konsequenzen unseres Verhaltens und Tuns beschäftigen. Diese Glaubenssätze, die wir in Bezug auf Bedeutungen haben, fördern genau die Verhaltensweisen, die diesen Bedeutungen entsprechen. Dies nennt man im Metamodell der Sprache eine komplexe Äquivalenz: „Wenn ich nicht alles perfekt und selbst machen kann, werde ich nie viel Geld verdienen.“

Glaubenssätze in Bezug auf Identität

Diese Art von Glaubenssätzen beziehen sich auf unser Selbst und dienen zur Identifikation unserer eigenen Persönlichkeit. Sie können Glaubenssätze in Bezug auf Ursachen und Bedeutung mit einbeziehen bzw. von ihnen abhängig sein. Häufig sind sie, genau aus diesen Gründen, nicht so leicht zu verändern und können uns von einer notwendigen Veränderung abhalten, insbesondere wenn sie uns nicht bewusst sind. (z.B. „Ich bin zu nichts zu gebrauchen.“)

Glaubenssätze haben nichts mit Logik zu tun, ganz im Gegenteil sie können die unterschiedlichsten Gefühlskonfusionen zur Folge haben. Wir erleben emotionale Höhen und Tiefen, die uns durchaus auch daran hindern können, unser Erleben einer bestimmten Situation so zu steuern, wie wir uns das eigentlich wünschen.

Wann sprechen wir von einem Glaubenssatzmolekül?

Ein anderes Wort für ein Glaubenssatzmolekül ist ein Glaubenssatzsystem. Damit ist gemeint, dass Glaubenssätze selten einzeln auftreten, sondern sich fast immer um einen Kernglaubenssatz gruppieren. Das bedeutet, es ordnen sich weitere Glaubenssätze um den Kernglaubenssatz herum an, die aus diversen Lebenserfahrungen und Schlussfolgerungen daraus, resultieren. Die Veränderung von Glaubenssatzmolekülen ist daher weitaus komplexer und weitreichender in ihren Implikationen als die Veränderung einzelner Glaubenssätze.

Hindernisse bei der Arbeit mit Glaubenssätzen

Um erfolgreich mit seinen Glaubenssätzen arbeiten zu können, sollte man sich zuerst damit beschäftigen, wie es mit der Motivation, der Fähigkeit und der Erlaubnis, diese Glaubenssätze zu ändern, aussieht.

Will ich?

Besteht wirklich die Motivation, diesen Glaubenssatz zu verändern? Hier geht es auch um die wichtige Frage nach dem Sekundärgewinn. Auch ein auf den ersten Blick schlechtes Verhalten kann beim Klienten für einen meist unbewussten Sekundärgewinn sorgen. Ein klassisches Beispiel hierfür ist bei Menschen, die rauchen, das Entspannungsgefühl, das auftritt beim Rauchen einer Zigarette oder die Sicherheit, die entsteht, wenn es etwas gibt, das in der Hand gehalten werden kann.

Kann ich?

Hier geht es darum, zu erkennen, ob der Klient auch alle Fähigkeiten mitbringt, um die gewünschte Veränderung erzielen zu können. Der Klient muss wissen, welche Ressourcen er benötigt (und in sich trägt), um den gewünschten Zielzustand erreichen und auch halten zu können.

Darf ich?

Darf der Klient sich die Erlaubnis geben, eine Veränderung anzustreben und auch umzusetzen? Bei dieser Frage beschäftigen wir uns mit der Solidarität des Klienten zu alten Werten und auch zu anderen Menschen, z.B. in seinem Familiensystem. Dies können auch Personen sein, die im Familiensystem fehlen, weil sie vielleicht weggegangen oder bereits verstorben sind.

Ein Ausschnitt aus meinem Glaubenssatzmolekül

Mit welchen NLP Formaten habe ich u.a. versucht, dieses Glaubenssatzmolekül zu entwirren?

Diamond Technik

Während meiner NLP Ausbildung hatten wir immer wieder die Gelegenheit in der Arbeit zu zweit (als Coach und Klient) mit den verschiedensten NLP Formaten unsere eigenen Themen zu bearbeiten. So habe ich z.B. meinen Glaubenssatz: „Ich muss alles selbst machen, damit es funktioniert.“ mit der Diamond Technik bearbeitet. Klassischerweise suchen wir die Lösung eines Problems immer im Zusammenhang mit dem Problem selbst. Dadurch fokussieren wir uns zu sehr auf das Problem und schränken uns damit sehr ein, was die kreative Suche nach einer Lösung betrifft. Die Diamond Technik, entwickelt von Klaus Grochowiak und Leo Maier, sorgt dafür, dass wir den „Problemraum“ verlassen, indem auch hinterfragt wird, was weder noch mit dem Problem zu tun hat und was dadurch ermöglicht bzw. nicht ermöglicht wird.

Außerdem können durch die spezielle Fragetechnik neue Ressourcen von außerhalb eingefügt werden.

Ein weiterer Vorteil dieses Formats besteht darin, dass sich gerade sehr rational denkende Menschen mit Hilfe der klar formulierten Fragen auf bewusster Ebene mit ihren Glaubenssätzen auseinandersetzen können. Dennoch werden bei dieser Technik natürlich auch auf unbewusster Ebene neue Gedanken dazu aktiviert.

Im Rahmen des Diamond Formates werden der Satz, der Gegensatz, das „sowohl als auch“ und das „weder noch“ genauer betrachtet und hinterfragt. Beim Satz geht es darum das Problem zu benennen. Das kann, wie in meinem Fall, ein hinderlicher Glaubenssatz sein, aber auch ein anderes, wichtiges Thema, das den Klienten behindert. Ausgehend vom Problem soll dann ein wohlgeformtes und realistisches Ziel formuliert werden. Dieses Ziel ist dann der Gegensatz (die Lösung). In meinem Fall lautete der Glaubenssatz: „Ich muss alles selbst machen, damit es funktioniert.“ und der Gegensatz: „Ich lasse es Andere machen, damit es funktioniert.“ Beim „sowohl als auch“ geht es dann um die Frage, was sowohl der Satz als auch der Gegensatz (das Problem und die Lösung) gemeinsam haben. Ich entschied mich für „das Funktionieren“. Diesen Punkt, der neu hinzugekommen ist, bezeichnet man auch als „Pleroma“ (griech = die Fülle, gefüllt von dem Inhalt des Satzes und des Gegensatzes). Wenn sich der Klient mit dem Pleroma beschäftigt, weicht er gedanklich sowohl von dem Problem als auch der Lösung ab und beginnt dissoziiert, mit mehr Distanz, darüber nachzudenken. Der letzte Punkt, das „weder noch“, ist das logische Gegenteil zum „Pleroma“ und wird auch „Kenoma“ genannt (griech = die Leere). Bei mir war das „Salsa tanzen“. Die Frage nach dem „weder noch“ ermöglicht die Sicht auf etwas Neues und damit eine starke Relativierung des Problems. Zur Verdeutlichung nachfolgend ein Schaubild meines Diamonds:

Die einzelnen Punkte werden als Bodenanker ausgelegt. Der Klient stellt sich nun hintereinander auf den Satz, den Gegensatz, Pleroma und Kenoma und bekommt vom Coach die folgenden Fragen gestellt, während er auf den einzelnen Bodenankern steht: „Was wird dadurch ermöglicht?“ bzw. „Was wird dadurch verhindert?“ Diese Fragen unterstützen den Klienten dabei, darüber nachzudenken, wofür etwas gut ist bzw. ob etwas negative Auswirkungen auf den Klienten selbst bzw. seine Umwelt hat.

Nachdem der Klient alle Positionen durchlaufen und die o.g. Fragen dazu beantwortet hat, wird er vom Coach gebeten, einen neuen Gegensatz zu seinem bisherigen Glaubenssatz zu formulieren. Da der Klient sich im Rahmen des ersten Durchgangs bereits ausführlich mit seinem Thema beschäftigt hat, fällt es ihm in der Regel nicht schwer, einen neuen Gegensatz zu formulieren. Ergänzend zu diesem Gegensatz überlegt sich der Klient ein neues „sowohl als auch“ und ein neues „weder noch“. Der ursprüngliche Glaubenssatz bleibt jedoch als Bodenanker liegen.

Mit diesem neuen „Diamond“ geht es in eine weitere Runde mit gleichem Ablauf. Nach dieser zweiten Runde bittet der Coach den Klienten, wahrzunehmen, wie es sich jetzt anfühlt, wenn er wieder an den problematischen Ausgangssatz denkt. Mit dieser sehr effektiven Technik entstand aus meinem ursprünglichen, mich sehr limitierenden Glaubenssatz: „Ich muss alles selbst machen, damit es funktioniert.“ der neue, für mich sehr unterstützende Glaubenssatz: „Ich kann und darf auch um Hilfe bitten, damit es funktioniert.“

Meta-Modell der Sprache

Menschen können mit Hilfe der Sprache ihre Erfahrungen beschreiben und sich mit anderen Menschen darüber austauschen. Aufgrund unserer begrenzten Wahrnehmungsfähigkeit sind wir jedoch nicht in der Lage, die vollständige Wirklichkeit zu erfassen. Ganz im Gegenteil – auf Basis unserer Werte und Glaubenssätze bewerten wir die Ereignisse und haben so unser ganz eigenes Bild der Welt. Daher kann es passieren, dass unterschiedliche Menschen ein und dieselbe Situation völlig unterschiedlich beurteilen und damit auch völlig unterschiedlich interpretieren. In der Kommunikation mit anderen kann es dann sehr schnell zu Missverständnissen kommen. Das Meta-Modell der Sprache hilft uns, durch gezielte Fragen wieder mehr Bezug zur Ursprungserfahrung herzustellen. Mit Hilfe dieses Modells habe ich in der Zusammenarbeit mit meinem Coach herausgefunden, dass ein weiterer, für mich sehr zentraler Glaubenssatz schon seit langem mein Leben beherrscht: „Ich muss immer funktionieren.“ Dieser Satz stellt den Kernglaubenssatz meines Glaubenssatzmoleküls dar und behindert mich immer wieder, indem er mich mit seiner Aussage stark unter Druck setzt. Durch geschicktes Hinterfragen meines Coaches, (u.a. „Wer sagt das?“, „Was passiert, wenn Du mal nicht funktionierst?“) habe ich im Laufe dieser Coaching Gespräche herausgefunden, dass nicht ich es bin, die diesen Satz sagt, sondern meine Mutter, und auch die Antwort, auf die zweite Frage konnte ich bald finden:

Timeline Re-Imprint

„Was passiert, wenn Du mal nicht funktionierst?“ Durch diese Frage entstand bei mir sofort der Gedanke: „Dann kann ich nicht mehr arbeiten, verliere meinen Job, verdiene kein Geld mehr, verliere meine Wohnung, dann liebt mich keiner mehr etc.“. Die Endlosschleife führte immer tiefer nach unten. Ich reagierte stark und unangemessen emotional auf diese Vorstellung. Unangemessen deshalb, da ich ja tief in meinem Inneren wusste, was ich im Laufe meines Lebens schon alles geschafft hatte und dass diese negative Vision sicher so nicht eintreten würde. Dennoch verursachte dieser Gedanke auch weiterhin bei mir eine starke emotionale Reaktion in Form von einem sehr unangenehmen, „mulmigen“ Gefühl, das ich in meinem Oberbauch wahrnehmen konnte. Mein Coach schlug mir damals vor, mit diesem Gefühl als „Suchanker“ einen Timeline Re-Imprint zu machen, um zu erforschen, wo und wann dieses unangenehme Gefühl wirklich entstanden war.

Bei diesem NLP Format geht es darum, unangenehme Prägungen in der Vergangenheit, vor allem in der Kindheit, so zu verändern, dass sie von uns nicht mehr behindernd erlebt werden. Denn, wir reagieren mit unseren Gefühlen stärker auf die Submodalitäten einer Erfahrung als auf den Inhalt. Submodalitäten sind die wahrnehmbaren Eigenschaften unserer Repräsentationssysteme ein bestimmtes Erlebnis betreffend. In den Submodalitäten sind die Informationen verankert, die unser Gehirn braucht, um das mit dem Erlebnis verbundene Gefühl reproduzieren zu können. Dieses Gefühl kann, je nachdem wie die dazugehörigen Submodalitäten ausfallen, positiv oder negativ empfunden werden.

Zurück zum Timeline Re-Imprint:

Wir alle sind durch individuelle Erfahrungen geprägt – angenehme und weniger angenehme Erlebnisse, die uns im Laufe unseres Lebens widerfahren sind. Der Timeline Re-Imprint kann helfen, unangenehme Erlebnisse, die im schlimmsten Fall Traumatisierungen zur Folge haben, aufzuspüren und im besten Fall im Laufe des Formats so zu verändern, dass sie von uns nicht mehr als behindernd bzw. angsteinflößend erlebt werden. Eine Traumatisierung entsteht, wenn jemand eine stark emotionale Erfahrung macht, für die er keine geeignete Bewältigungsstrategie kennt. Je älter ein Mensch ist, desto mehr Erfahrungen konnte er in seinem Leben sammeln. Dementsprechend konnte er sich einige individuelle Strategien aneignen, um auch mit negativen Erfahrungen umgehen zu können. Man spricht in diesem Zusammenhang gerne von Lebenserfahrung. Kinder und Jugendliche haben aufgrund ihres jungen Alters noch nicht so viele Bewältigungsstrategien sammeln können. Daher kommt es häufig vor, dass Traumatisierungen ihren Ursprung in der Kindheit haben. Diese stark negativen Erfahrungen sind enorm prägend und können ganz entscheidend das zukünftige Leben beeinflussen. So auch in meinem Fall. Mit Hilfe meines Suchankers (dem „mulmigen“ Gefühl im oberen Bauch) führte mein Coach mich auf einer imaginären Time Line von der Gegenwart aus zurück in die Vergangenheit. Immer wenn dieses „mulmige“ Gefühl stärker wurde, fragte mich der Coach nach meinem Lebensalter an dieser Stelle, machte sich eine kurze Notiz mit einem Stichwort und legte den Zettel an die betreffende Stelle in meiner Time Line. Danach ging ich weiter zurück auf meiner Time Line bis hin zu meiner Geburt bzw. bis zur Empfängnis. An jeder Stelle, an der das unangenehme Gefühl stärker wurde, fragte mein Coach mich nach meinem Alter zu diesem Zeitpunkt, machte sich auch hier eine weitere Notiz und legte den Zettel auf die Timeline.

Angekommen am Zeitpunkt meiner Geburt, nahm mich mein Coach von der Time Line herunter, auf einen „sicheren“ Platz außerhalb der Timeline und fragte mich nun, was in der traumatischen Situation (= die Situation, in der das unangenehme, „mulmige“ Gefühl am stärksten war) genau passiert war. Außerdem fragte er mich, was ich als „kleine Andrea“ gebraucht hätte, damit es mir damals gut gegangen wäre und welche anderen Personen an der Situation beteiligt waren. Die Tatsache, dass ich außerhalb meiner Time Line stand und daher „in Sicherheit“ war, half mir dabei, dissoziiert, d.h. sachlich und ohne unangenehme Emotionen darüber nachdenken zu können. Danach ließ er mich Ressourcen (= Fähigkeiten und Stärken) einsammeln und zusammen mit diesen Ressourcen wieder in die Timeline einsteigen und bat mich, zu spüren, wie sich die Situation jetzt für mich darstellte. Von meinem Coach begleitet ging es nun zurück zur Gegenwartssituation, und wir überprüften auf dem Rückweg auch, wie und ob sich die anderen, unangenehmen Situationen verändert hatten. Sowohl die Imprint Situation als auch die anderen Situationen hatten sich auf dem Rückweg positiv verändert und machten mir weniger bzw. keine Angst mehr. Am Gegenwartspunkt angekommen, überprüften wir, ob die negativen Gedanken in der Ausgangssituation noch da waren und stellten fest, dass ich nun realistischer und nicht mehr fast panisch über diese Frage nachdenken konnte.

Was hatte ich erfahren?

Mit Hilfe dieser Time Line Arbeit erinnerte ich mich wieder daran, dass meine Mutter, die sehr jung war, da sie mich mit 16 Jahren bekommen hatte, mir im Alter von ungefähr 5 oder 7 Jahren mehrmals damit gedroht hatte, sie stecke mich ins Kinderheim, wenn ich nicht brav wäre. Diese Drohung hat sie unterstützt, indem sie in meinem Beisein im Kinderheim anrief, um die Modalitäten für eine Aufnahme abzuklären.

Das war für mich die sogenannte „Imprint Situation“ – ein Erlebnis, das zu einer starken Traumatisierung führte und eine große Verunsicherung und Angst verursachte. Mein Kernglaubenssatz war geboren: „Ich muss immer funktionieren (und gedanklich hinzugefügt: damit Mama mich nicht ins Heim steckt“.) Mit Hilfe der Time Line Arbeit konnte ich einige Ressourcen (Zuversicht, Vertrauen, Glaube an mich selbst, Stärke…) an meinem Ressourcenbaum finden, abpflücken und auch einfügen, aber dennoch war diese starke Traumatisierung nicht sofort aufzulösen. Auch mein heutiges Wissen, dass meine Eltern (beide 16 Jahre alt bei meiner Geburt) mehr als überfordert waren, insbesondere meine Mutter, die sich sicherlich oft allein gelassen fühlte von meinem Vater, der sich „um’s Finanzielle“ kümmern musste, reichte da leider nicht aus, um diese Traumatisierung komplett aufzulösen. Also blieb ich dran und bearbeitete meinen Kernglaubenssatz „Ich muss immer funktionieren.“ zusammen mit meinem Coach mit einem weiteren, sehr wirkungsvollen NLP Format, dem Six Step Reframing.

Das Six Step Reframing – der gelbe Fluffy kommt ins Spiel…

„Ich muss immer funktionieren.“ Mit diesem Satz stiegen wir ein ins Six Step Reframing. Diesem Format liegt eine der Grundannahmen im NLP zugrunde: „Jedes Verhalten hat eine positive Absicht.“ So also hatte auch mein Glaubenssatz bzw. das „immer funktionieren müssen“ eine positive Absicht für mich. Das bedeutet, dass ich durch dieses für mich auf Dauer negative Verhalten – immer wieder „funktionieren müssen“ baut verständlicherweise einen sehr starken Druck auf – einen Sekundärgewinn hatte. Das Freie Institut Psychologie in Berlin erklärt den Sekundärgewinn so: Je nachdem “woraus” das Problem besteht, welches Thema es hat, kann es eine Phantasie (Illusion) darüber geben, dass durch eine Lösung auch wichtige Vorteile wegfallen (= “Sekundärgewinn” eines Problems). Das führt letztendlich dazu, dass am Problem festgehalten wird – “das Problem als das kleinere Übel”. Man geht davon aus, dass es einen Persönlichkeitsanteil gibt, der eine positive Absicht verfolgt, um den Sekundärgewinn zu bewahren. Das Ziel des Six Step Reframings ist es, die Absicht dieses Persönlichkeitsanteils zu erkennen und diese Absicht nun von dem Verhalten zu trennen. Das positive Motiv hinter dem Verhalten wird dabei entsprechend gewürdigt und bekommt eine neue Möglichkeit, sich auszudrücken.

Ich möchte nun den Ablauf des Formates im Hinblick auf die Arbeit mit meinem Glaubenssatz „Ich muss immer funktionieren.“ erläutern. Nachdem mein Coach meinen Glaubenssatz und das unangemessene Verhalten dahinter „immer funktionieren müssen/wollen“ und auch die Folgen dieses Verhaltens hinterfragt hatte, bat er mich Kontakt zu dem betroffenen Teil aufzunehmen. Hilfreich war dabei, in mich hinein zu spüren, wo sich dieser Teil in meinem Körper befand. Mein Coach ließ sich von mir beschrieben, wie dieser Teil aussieht, begrüßte ihn und würdigte seine Bereitschaft, sich zu zeigen und mit uns zu kommunizieren. Um die Kommunikation zu vereinfachen, bat er mich, diesem Teil einen Namen zu geben, ihn aus meinem Körper herauszunehmen und auf meine linke Hand zu setzen.

Dieser Teil von mir, der dafür sorgte, dass ich immer funktionieren muss, war ein „Teil aus langer Vorzeit“, den ich als dumpfes Gefühl im linken Unterbauch spürte. Als ich ihn auf meine linke Hand nahm, wurde diese ganz schwer. Der Teil hing über meine Handfläche hinaus herunter, wie ein riesengroßes, altes, gut abgehangenes Steak. Wir fragten diesen „alten Teil aus langer Vorzeit“ nun, was die positive Absicht seines Verhaltens ist: „Wofür ist es gut, dass Du immer funktionieren musst?“. Als erste Antwort kam sofort: „Dann habe ich keine Angst.“ Die nächste Frage an den „alten Teil aus langer Vorzeit“ lautete nun: „Wofür ist es gut, wenn Du keine Angst hast?“ Die Antwort war: „Damit ich mich sicher fühle.“ Auch diese Antwort wurde mit der gleichen Fragestrategie hinterfragt: „Wofür ist es gut, wenn Du Dich sicher fühlst?“.

Dieser Prozess wurde nun so lange wiederholt, bis der „alte Teil aus langer Vorzeit“ bei der höchsten positiven Absicht angekommen war. Das erkannten wir daran, dass sich die Antworten nun wiederholten bzw. immer wieder die Antwort „Dann geht es mir gut.“ kam. Wir bedankten uns bei dem „alten Teil aus langer Vorzeit“ für seine Kooperation und luden nun meinen kreativen Teil ein, der mir dabei helfen sollte, neue Möglichkeiten zu finden, dafür zu sorgen, dass es mir gut geht. Auch diesen Teil ließ sich mein Coach von mir beschreiben, begrüßte ihn und bat mich, diesen Teil nun auf die rechte Hand zu setzen, damit meine beiden Teile miteinander sprechen konnten. Meinen kreativen Teil spürte ich als ein leichtes, aber aufgeregtes und dadurch ständig auf und ab hüpfendes Gefühl auf Höhe der rechten Brust. Es war der „gelbe Fluffy“, der ganz viel Energie hatte und voller Vorfreude auf und ab hüpfte. Als ich den „gelben Fluffy“ auf die rechte Hand nahm, fühlte es sich federleicht an. Allerdings konnte ich ihn kaum zügeln, und er hopste auch auf meiner Hand weiterhin auf und ab. Energetisch wie er war, hatte er viele Ideen, wie ich dafür sorgen kann, dass es mir gut geht. Es wurde ein interessantes Brain Storming und von fünf vorgeschlagenen Alternativen durfte sich mein „alter Teil aus langer Vorzeit“ drei aussuchen, die er in der vereinbarten Probezeit von einem halben Jahr anstatt dem „funktionieren müssen“ ausprobieren wollte: „Einfach mal loslassen und einen Cappuccino in der Sonne trinken, wenn’s stressig wird.“, „Spaß haben und nicht immer so pflichtbewusst sein.“ und „Es auch mal langsam angehen lassen. Es muss nicht immer alles sofort erledigt werden.“ Mein Coach prüfte dann zur Sicherheit nochmal, ob es vom „alten Teil aus langer Vorzeit“ oder vielleicht anderen meiner Persönlichkeitsanteile irgendwelche Einwände gegen die neuen Alternativen gibt (= Öko Check), aber alle Teile und auch ich selbst „im Ganzen“ waren glücklich und zufrieden mit diesen neuen, möglichen Verhaltensweisen. Also bedankten wir uns nochmal beim „alten Teil aus langer Vorzeit“ und dem „gelben Fluffy“ für Ihre tolle Arbeit und verabschiedeten uns von ihnen. Als ich beide Teile wieder in meinem Körper integriert hatte, machte mein Coach zum Abschluss noch den Future Pace. Der Future Pace ist ein „Schritt in die Zukunft“ – sozusagen das mentale Erleben zukünftiger Situationen mit den gewünschten Ressourcen. Ziel des Future Pace ist es, sicherzustellen, dass die angestrebten Verhaltensweisen und Reaktionen in den entsprechenden Situationen ganz natürlich und automatisch eintreten werden.

Ein Future Pace hat vier Aspekte:

  1. Ressourcenaufbau: Durch geistiges Erleben der erstrebten Veränderung werden Ressourcen in Form einer „hin-zu Motivation“ aufgebaut.
  2. Anker setzen: Es wird aus der Gegenwart (geistig) ein Anker in die Zukunft gesetzt. Dieser Anker (Erinnerungssignal) ist an einen Kontext geknüpft und sobald dieser auftritt, wird das neue Verhalten aktiviert.
  3. Training: In der vorgestellten Situation wird das neue Verhalten und Denken eingeübt.
  4. Test: Durch Beobachtung des Klienten während des Future Pace kann der Coach überprüfen, wie erfolgreich die Veränderung vermutlich umgesetzt werden wird und ggf. nacharbeiten.

In meinem Fall war kein Nacharbeiten nötig. Ich war sehr glücklich mit meinem „gelben Fluffy“ und auf die Frage meines Coaches „Wann hast Du die Möglichkeit, eine der neuen Möglichkeiten auszuprobieren?“, konnte ich sofort eine Antwort geben. Ich bin z.Zt. auf der Suche nach einer neuen Stelle, da ich zum 30. April gekündigt habe. Die „alte Andrea“ hätte sich sehr stark unter Druck gesetzt, täglich viele Bewerbungen geschrieben, mit dem Ziel pünktlich zum 1. Mai eine neue Anstellung gefunden zu haben. Die „neue Andrea“, mit freudiger Unterstützung des „gelben Fluffys“, lehnt sich erstmal entspannt zurück, lässt es sich gut gehen („einfach mal loslassen!“) und genießt die freie Zeit, die ihr geschenkt wurde.

Die mitunter wichtigste Erkenntnis, die ich im Rahmen der Arbeit mit dem Six Step Reframing gewonnen und mir deutlich bewusst gemacht habe, ist: die Andrea, die als kleines Kind so große Angst davor hatte, dass sie ins Kinderheim muss, wenn sie nicht brav ist, ist erwachsen geworden, und hat daher ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung, um mit unangenehmen und angsteinflößenden Situationen umgehen zu können. Natürlich schreibe ich inzwischen auch wieder Bewerbungen, aber ganz entspannt, ohne Druck und immer nur dann, wenn ich wirklich Lust darauf und Freude daran habe. Mein Fokus liegt inzwischen ganz klar darauf, mir Zeit für mich selbst zu nehmen und an jedem Tag neu zu entscheiden, was ich brauche und was mir guttut – sei es Bewerbungen zu schreiben oder mich zurückzuziehen und zu entspannen oder einfach „nur“ Spaß zu haben.

Mein Fazit

Die Arbeit mit NLP, in ihren unterschiedlichsten Facetten, hilft mir dabei, mich selbst besser zu verstehen und mein Leben zu vereinfachen. So hat z.B. das zuletzt von mir geschilderte Six Step Reframing mir mal wieder vor Augen geführt, dass ich durchaus eine Wahl habe im Leben und nicht durch jemand Anderen oder „widrige“ Umstände zu etwas gezwungen werde. Dies wird auch in einer der NLP Vorannahmen beschrieben: „Eine Wahl zu haben, ist besser als keine Wahl zu haben – bzw. je größer die Auswahl, desto besser.“ Weitere Vorannahmen, die dazu passen, sind z.B. „Die Person mit der größten Flexibilität kontrolliert die Situation.“ und „Wenn das, was Du immer tust, nicht funktioniert, dann versuche etwas anderes.“ Diese Vorannahmen sind ein Auszug aus den humanistisch geprägten Grundannahmen (Präsuppositionen), die uns einen tiefen Einblick in die Wertevorstellung des NLP ermöglichen. Es gibt keine offizielle Auflistung der NLP Vorannahmen. Die hier genannten sind an jene angelehnt, die Klaus Grochowiak 1996 im NLP Practitioner Handbuch veröffentlicht hat.

Zum Abschluss möchte ich nun doch noch ein paar Worte meinen beiden, sehr wichtigen Persönlichkeitsanteilen widmen, die mir helfen mein Leben zu steuern.

Seit dem Tag, an dem ich im Rahmen des Six Step Reframings diese beiden Teile von mir kennengelernt habe, begleiten sie mich beide nun sehr bewusst durch mein Leben und ergänzen sich in idealer Weise.

Der „alte Teil aus langer Vorzeit“ hat erkannt, dass er sich schon viele, viele Jahre um mich gekümmert hat und ist nun bereit, sich zurückzulehnen, zu entspannen und dem „gelben Fluffy“ mit seiner Lebensfreude und vibrierenden Lebendigkeit das Ruder zu überlassen. Mir geht es sehr gut damit, denn ich weiß, dass ich mich – je nach Kontext – dementsprechend verhalten kann: ich kann in Problemsituationen sowohl entspannt, ruhig und fokussiert sein, aber auch jederzeit lebendig, lebensfroh und hoch motiviert Dinge in Angriff nehmen.

Meine Reise mit NLP geht auf jeden Fall auch nach Beendigung meiner Ausbildung weiter. So werde ich mich in nächster Zukunft auf jeden Fall noch mit einem weiteren Glaubenssatz beschäftigen, der auf den ersten Blick mit einem ganz anderen Thema zu tun hat, bei genauem Hinsehen aber auch mit meinem Glaubenssatzmolekül verflochten ist: „Wenn ich viel Geld verdiene, muss ich alle Anforderungen selbst und perfekt erfüllen können.“ Als Practitioner und angehender Master weiß ich, dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, diesen Satz mit Hilfe von NLP aufzulösen. Ich freue mich darauf ☺!

Andrea Aigner, NLP-Master Alexander-Training

Quellenverzeichnis

Heiko Alexander, Alexander Training, Unterlagen für die NLP Practitioner und Master Ausbildung

Andreas Gauger (Definition Glaubenssatzmolekül)
FIP – Freie* Institut Psychologie | Berlin (Definition Sekundärgewinn)

NLPedia (Definition Future Pace)

NLP-Master