NLP lernen ohne zu lernen
Wie ich NLP lernte ohne es zu lernen – ein Erfahrungsbericht als NLP-Masterausarbeitung
1. Zielsetzung
Ziel dieser Arbeit ist es, darzulegen, wie wichtig es ist, sich manchmal Zeit zu geben und vor allem immer selbst zu vertrauen. Anhand meiner eigenen Entwicklung in der Zeit nach meinem NLP-Masterkurs zeige ich auf, wie ich unbewusst gelernt habe mir zu vertrauen, wie mein Spaß an NLP zurückgekehrt ist und wie NLP meine Welt unbewusst bereichert hat. Dabei werden einige Instrumente von NLP, die mir in meiner Entwicklung meist ganz unbewusst „über den Weg gelaufen“ sind näher betrachtet und beschrieben. Neben der Darstellung der Instrumente soll zudem aufgezeigt werden, wie diese mich in einzelnen Lebensbereichen unterstützt haben und meinen Horizont erweitert haben.
Vielleicht bist Du auch gerade bei Deiner NLP-Ausbildung oder lernst eine Sprache oder ähnliches und fragst Dich, genauso wie ich, wann Du endlich Erfolge siehst und wie Du noch besser lernen kannst um erfolgreich zu sein. Dann würde ich mich freuen, Dir mit dieser Arbeit eine kleine Inspiration zu geben, wie bei mir der Lerneffekt eingetreten ist, ich wieder Freude an NLP hatte und mir NLP schon viel weitergeholfen hat.
2. Frustration trotz erfolgreichem Masterkurs
Als mein Masterkurs vorbei war, hatte ich meine NLP-Ordner in die Ecke gestellt und wollte sie erstmal dort lassen. „Bis zum 31.12.2018 ist es ja noch lange“, dachte ich mir und wollte mich nicht weiter mit dem Thema beschäftigen. Irgendwie war ich frustriert. Grund dafür gab es eigentlich keinen, ich hatte die Prüfung sehr gut gemeistert und auch das Coaching ist mir relativ leichtgefallen. Trotzdem war ich deprimiert und hatte das Gefühl, das mit dem Lernen hat bei mir nicht funktioniert. Erzählten doch alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Kurs, was für tolle Erfahrungen sie mit den neuen NLP-Techniken gemacht haben. Nur bei mir funktionierte das nicht, und dabei hatte ich doch alles so schön gelernt. Ich habe Zusammenfassungen und Karteikarten geschrieben, alles so schön bunt, damit mein visuelles Gedächtnis sich das alles merken kann.
Heute, gut ein halbes Jahr nach dem Ende meines Kurses (und kurz vor Ablauf meiner Abgabefrist für die Masterarbeit) freue ich mich, sagen zu können: Ich habe gelernt, ich habe viel gelernt. In dieser Arbeit werde ich Dir zeigen, dass die Definition, die viele vom Lernen haben, vielleicht nur ein Glaubenssatz ist, den wir antrainiert bekommen. Vielleicht ist Lernen mehr, als auswendig-lernen und nachmachen. Ich werde Dir zeigen, wie ich (unbewusst) gelernt habe, meinem Körper unbewusst zu vertrauen und wie so der Spaß und die Freude an NLP zurückgekommen ist.
3. Geduld ist eine Tugend
Wie bereits angesprochen, war ich sehr frustriert nach meinem Kurs, dass ich kein glamouröses Highlight erlebt hatte, so wie viele andere in meinem Kurs. So hatte ich immer noch meinen gleichen blöden Job. Und die ganzen NLP-Übungen, die man lernt, kann man ja schlecht im Alltag anwenden und zu seinem Chef sagen „Hey lass mal kurz die Wahrnehmungspositionen machen, damit Du weißt wies mir geht“.
Also alles in ein Regal, irgendwann noch die Masterarbeit schreiben, „dann habe ich wenigstens ein Zertifikat“, dachte ich. So vergingen einige Wochen, in denen ich nicht an NLP dachte. Geduld war nicht meine Stärke und auch das Selbstvertrauen, dass mir die Ausbildung schon irgendwas gebracht haben wird, hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Doch ich hatte die Rechnung ohne meinen Kopf gemacht – der hatte seinen ganz eigenen Plan für mich und das Thema NLP. Ich lernte, dass man sich manchmal Selbst vertrauen und Geduld haben sollte.
Es verging ein wenig Zeit und in dieser Zeit war ich im Urlaub. Eine Alpenüberquerung hatte ich mir ausgedacht und das zu Fuß mit, wie sich rausstellen sollte, nicht ausreichend eingelaufenen Wanderschuhen. Am zweiten Tag hatte ich bereits an einem Fuß sechs Blasen und am anderen vier. Als Mensch, der bisher immer durchgezogen hat, was er sich vorgenommen hat, kam aufgeben für mich nicht in Frage. Pausieren fiel auch flach, da ich nicht alleine unterwegs war und meine Freunde weiterwollten. „Keine Schwäche vortäuschen“- lautete also die Devise und los gings. Während ich also versuchte, mir keine Schmerzen anmerken zu lassen, die Füße aber pochten und ich versuchte das Wetter zu genießen, überlegte ich fieberhaft, was helfen könnte. Sämtliche Blasenpflaster aus dem ganzen Freundeskreis waren bereits aufgebraucht und die Füße wurden nicht besser. „Ok, gibt es irgendwas aus NLP, das helfen könnte?“, überlegte ich irgendwann als ich den Berg hinaufstieg…
Selbsthypnose
Ich erinnerte mich an das Milton Modell von Milton Erickson. Während einer Trance kann innere Entspannung hervorgerufen werden und weitere Folgen positiv bedingt werden. Milton Erickson war neben Virginia Satir einer der wichtigsten Beeinflusser der Arbeit der NLP- Gründer Bandler und Grinder. Für die Hypnose nach Milton Erickson gibt es verschiedene Prinzipien. Durch das Utilisieren werden verschiedene Dinge, die während der Hypnose passieren, genutzt um den Klienten weiter in die Trance zu führen. Die Indirekte Suggestion wirkt mit einer Aufforderung direkt in das Unterbewusstsein und trickst so das Bewusstsein aus. Oft werden dafür Wörter wie „vielleicht“, „möglicherweise“ verwendet. Durch bewusstes Pacing unterstützt der Therapeut den Klienten zusätzlich dabei, weiter in die Trance zu kommen. Das letzte Prinzip nach Milton Erickson ist das bewusste Nutzen von Metaphern. Metaphern dienen dazu, die Trance weiter zu intensivieren3.
Um in eine Trance zu kommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich nutzte für mich das 4- 3-2-1 Format. Bei diesem Format beginnt man 4 externen Reizen, die man sich bewusst macht. Zum Beispiel, habe ich mich unter anderem auf die Geräusche in der Natur und die Hitze auf meiner Haut konzentriert. Weiter ging es dann, mit einem internen Ereignis, wie beispielsweise der Atem der immer ruhiger wird. Anschließend folgten 3 externe Ereignisse und wiederrum 2 interne usw. Beachten sollte man dabei, möglichst viele Repräsentationssysteme anzusprechen, da jeder Klient unterschiedlich reagiert. Ist der Klient dann in der Trance, kann der Therapeut ihm einen hypnotischen Auftrag mitgeben. Jeder von uns kennt die youtube-Videos in denen Teilnehmer in einer Hypnoseveranstaltung auf der Bühne die komischsten Dinge tun, an die sie sich am Ende nicht mehr erinnern. Oft entwickeln die Probanden auf der Bühne aber auch unsagbare Kräfte und können beispielsweise schwierige Gegenstände ganz von alleine tragen.
Also hypnotisierte ich mich selbst und in meiner Trance spürte ich meine Blasen fast gar nicht mehr. Ich habe die komplette Alpenüberquerung geschafft, konnte sogar noch einen Abstecher zu einem benachbarten Gipfel machen.
Diese Erfahrung öffnete meinen Blick wieder mehr Richtung NLP. Überrascht über meine Fähigkeiten, entspannte sich meine Meinung gegenüber NLP. Ich nahm es nicht mehr so negativ war, sondern neutralisierte meine Meinung etwas.
4. NLP als neuer Teil meines Modells der Welt
Im Lauf der Zeit merkte ich, wie sich mein Modell der Welt unbewusst erweiterte und NLP immer selbstverständlicher wurde.
Das eigene Modell der Welt
Jeder Mensch von uns hat sein eigenes Modell der Welt. Es ist wie eine Landkarte die unsere Sicht der Welt abbildet. Wie auch eine Landkarte nur einen Teil der Realität abbildet, so ist auch das eigene Modell der Welt niemals eine vollständige Abbildung der Realität. Es ist geformt worden aus unseren früheren Erfahrungen, unserer Erziehung und unseren Glaubenssätzen.
Weiterhin geht man im NLP davon aus, dass jeder Mensch, jederzeit versucht sein bestes Verhalten zu zeigen – jedoch abhängig von seinem eigenen Model der Welt. Wie bereits erwähnt, bildet das Modell der Welt die Realität niemals komplett ab. Vielmehr enthält es jede Menge Tilgungen, Generalisierungen und Verzerrungen.
Tilgung: Unter einer Tilgung versteht man das Weglassen von Informationen. Dies kann sinnvoll sein, wenn man sich auf das Wesentliche konzentrieren möchte. Zum Beispiel, wenn man auf einer Party seinen Gesprächspartner verstehen möchte. Man schafft es, die Nebengeräusche auszublenden und sich auf seinen Gesprächspartner zu konzentrieren5.
Aber in Bezug auf unser Modell der Welt kann eine Tilgung manchmal einschränkend sein. Oft tilgen wir unsere Erfahrungen und lassen uns so negativ beschränken. Beispielsweise der Satz „ich kann mich nicht entspannen“, hier wird impliziert, dass man sich niemals je entspannt hat. Dadurch nimmt man sich selbst die Option, sich zu entspannen6.
Generalisierung: Viele unserer Informationen werden getilgt oder auch generalisiert. Wir haben einmal die Erfahrung gemacht, dass eine Beziehung nicht gut lief und plötzlich sind „alle Männer scheiße“. Die Generalisierungen helfen uns, wie auch die Tilgungen, unsere Umwelt wahrzunehmen, können uns jedoch auch einschränken. Wenn eine Frau durchs Leben geht mit dem Gedanken „alle Männer sind scheiße“, wird es schwer sein, eine glückliche Beziehung zu einem Mann aufzubauen.
Verzerrung: Nicht zuletzt verzerren wir unsere Erfahrungen oft auf unsere Landkarte. Wir verzerren die Informationen so, dass sie in unser Modell der Welt passen.
Plötzlich, es passierte ganz automatisch habe ich angefangen die Handlungen meines Gegenübers zu hinterfragen. Ich habe mir überlegt, wie das Modell der Welt des Gegenübers wohl aussehen mag, dass er so handelt.
5. Vom eigenen Modell der Welt zum Meta-Modell der Sprache
Ganz automatisch kamen dann auch, während des Gesprächs, die Fragen des Meta-Modells der Sprache in mein Gedächtnis. Oft fiel mir erst im Nachgang, bei der Reflexion der Gespräche auf, dass ich gezielt die einzelnen Fragen angewendet habe.
Das Meta-Modell der Sprache
Das Meta-Modell der Sprache beschreibt „die sprachlichen Strukturen, die jeder Sprecher unbewusst einsetzt, um seine Erfahrungen zu organisieren.“ Das Meta-Modell ist ein Fragensystem, welches zum Zweck hat, die Tiefenstruktur einer Aussage zum Vorschein zu bringen und somit jemandem einen Denkanstoß zu geben, sein Modell der Welt zu hinterfragen. Mit dem Metamodell können auch limitierende Glaubenssätze aufzuspüren, zu hinterfragen und positive Glaubenssätze zu limitieren. Auf die Bedeutung von Glaubenssätzen wird zu einem späteren Zeitpunkt nochmal eingegangen.
Für Generalisierungen, Tilgungen und Verzerrungen gibt es also verschiedene Frageformen, die angewendet werden können, um die Tiefenstruktur der Aussage zu erreichen.
Durch das bewusst werden, dass ich das Meta-Modell der Sprache bereits unbewusst angewendet habe, verstärkte sich bei mir auch der Spaß und das Bedürfnis, das Meta-Modell nun immer bewusster anzuwenden. Ich merkte zudem, dass das Nutzen des Metamodells der Ausgangspunkt ist für die Anwendung verschiedener anderen NLP Instrumente und Modelle.
6. Vom unbewussten Meta-Modell der Sprache zum bewussten Anwenden von NLP im Alltag
Langsam aber sicher gewann ich ausreichend Selbstvertrauen, um aktiv zu metamodellieren und auch weiter zu fragen, wenn es ungemütlich wird. Auch fing ich an meine Umwelt bewusster wahrzunehmen. In den verschiedensten Unterhaltungen bekam ich bei manchen Sätzen meines Gegenübers ein kleines Störgefühl, welches ich, oft erst im Nachgang des Gesprächs, zu interpretieren versuchte. Dieses Störgefühl stellte sich oft, als ein Wiederspruch zu meinen Werten und meinem Modell der Welt ein. Immer wieder stellte ich mir kleine „Selbstaufgaben“. Beispielsweise ordnete ich mein berufliches Umfeld in das Werte-Modell von Graves ein.
Das Werte-Modell von Graves
Graves ging davon aus, dass sich der Mensch immer weiterentwickelt, um Antwort auf die Existentielle und Soziale Probleme geben zu können. Laut Graves entwickeln sich im Menschen selbstorganisierte dynamische neuronale Systeme, die sich an die Umweltbedingungen anpassen und auch unsere Lebensgewohnheiten ändern. Das Modell gibt ein Wertesystem wieder, welches sich in Selbstausdruck (das Ich steht im Mittelpunkt) und Selbstaufopferung (die Gemeinschaft steht im Mittelpunkt) unterteilen lässt.
Auf der reaktiven Ebene geht es um das reine Überleben. Vergleichbar ist das mit den ersten Monaten als Baby. Wichtig ist dem kleinen Kind, dass es nicht friert, dass es genug zu essen bekommt und dass es sauber gemacht wird. Wird das Baby dann älter und ist ein Kleinkind, orientiert es sich sehr stark an seiner Mutter bzw. seiner Familie.
Auf der tribalistischen Ebenes sind Ritualen und Traditionen und das „Dazugehören“ sehr wichtig. Das Selbst wird komplett hinter die Werte der Gruppe und Gemeinschaft zurückgestellt.
Weiter in der Entwicklung zum Jugendlichen steht die Pubertät bevor. In dieser egozentrischen Phase ist der Jugendliche oft sehr auf sich selbst bezogen. Es wird keine Rücksicht genommen auf andere und man ist sich selbst der nächste. 15% der Weltbevölkerung lebt auch noch heute nach den Maximen, vor allem in Diktaturen findet sich diese Ebene wieder.
Gegen Ende der Pubertät, steht die Frage nach dem Sinn des Lebens im Raum. Indem absolutistischen Gedankenmodell werden die eigenen Bedürfnisse der Gemeinschaft geopfert mit dem Ziel ein höheres Ziel zu erreichen.
Irgendwann wird einem klar, dass man ohne Geld auch nicht alles erreicht und der junge Erwachsene entwickelt sich in Richtung der materialistischen Maxime. Im Zentrum dieser Ebene stehen materialistische Ziele wie Reichtum, Prestige oder Popularität. Wichtig ist der materielle Nutzen einer Sache. Im besten Fall endet hier aber noch nicht die Entwicklung des Menschen.
Die nächste Ebene ist die personalistische Ebene. Auch hier werden, wie in der absolutistischen Ebene die eigenen Bedürfnisse zurückgestellt aber nicht mehr mit so viel Naivität. Im Gegensatz zur absolutistischen Ebene geht es hier nämlich auch um die Verbesserung der eigenen Situation. Ziel ist es, Wohlstand für alle zu erstreben, Gleichberechtigung spielt beispielsweise eine Rolle. Das gemeinsame Leben wird versucht für alle zu verbessern.
Die eigene Freiheit rückt in den Mittelpunkt der systemischen Ebene. Die Freiheit basiert aber nicht auf Kosten anderer, sondern aufgrund eigener Kompetenzen, Flexibilität und Selbstmotivation. Menschen die nach dieser Maxime leben machen sich abhängig von inneren Zwängen.
Im Zentrum der holistischen Ebene steht die Ansicht, dass sich alle Systeme bedingen und nicht getrennt voneinander betrachtet werden sollten. Die langfristige Sichtweise auf dieser Ebene ist, das Überleben der Spezies zu sichern.
Auch wenn das Modell hier anhand des Beispiels einer menschlichen Entwicklung dargestellt wurde, heißt das nicht, dass sich jeder Mensch bis hin zur holistischen Ebene entwickelt. Der größte Anteil der Weltbevölkerung befindet sich in der absolutistischen und materialistischen Ebene (jeweils ca. 30%). Man braucht sich nur Donald Trump oder Putin anschauen, um sich dessen bewusst zu werden. Weiterhin muss noch erwähnt werden, dass man sich aufgrund von schweren Schicksalsschlägen auch wieder „rückwärts“ bewegen kann, meist dann gleich um zwei Ebenen10.
Oft kann man seine eigenen Werte auch nicht klar und deutlich einer Ebene zuordnen. Vielmehr lebt man in einem „Dreieck“ aus mehreren Werten. Betrachtet man die unterschiedlichen Systeme in denen man selbst tätig ist (Arbeit, Familie, Freunde) so ist dies nicht weiter verwunderlich.
Nicht nur Menschen lassen sich in Graves Wertemodell einsortieren. Auch Unternehmenskulturen haben oft eine Ähnlichkeit zu einer der oben beschriebenen Ebene. Ein mittelständisches Familienunternehmen vermittelt andere Werte als beispielsweise ein Start Up.
Für mich selbst war es eine erstaunliche Erfahrung zu sehen, in welchem Wertesystem sich mein berufliches Umfeld bewegt und wie unterschiedlich das doch zu meinem eigenen Wertesystem ist. Zwar kann ich noch nicht sagen, dass ich gelernt habe mich in diesem System zurecht zu finden. Doch allein schon, das Bewusstsein, dass mein berufliches Wertesystem nicht mit meinen eigentlichen Werten im Einklang steht, ist für mich eine wertvolle Erkenntnis.
So merkte ich langsam immer bewusster, wie NLP mein Leben positiv beeinflusste und dass ich das, was ich für die Prüfung gelernt hatte doch auch wirklich gelernt habe und es manchmal nicht schadet, sich und seine Körper zu vertrauen. Ich merkte, wie der Glaubenssatz, den ich gegenüber dem Lernen hatte, langsam seine Gültigkeit verlor.
7. Positive Erfahrungen führen zu einem neuen Glaubenssatz
Wie alle kennen den „Lernprozess“, den wir uns in der Schule und der Universität angeeignet haben und nachdem sich die Schüler und Studierende auch bewerten lassen mussten. Zu meiner Zeit wurde der „Lernprozess“ gerne als „Bolemie-Lernen“ umschrieben. Ziel war es, ein möglichst dickes Skript möglichst wortgenau auswendig zu lernen und es an Tag X auf das Blatt zu bringen, um es danach wieder zu vergessen. Wer diese Fähigkeit am besten beherrschte, machte den besten Abschluss und war auf dem Arbeitsmarkt „am meisten wert“. Ich bin sehr stark mit diesem Lernprozess aufgewachsen und war auch ein sehr strebsamer „Lerner“. Einen meiner Glaubenssätze in Bezug auf das Lernen würde ich in etwa so formulieren: „Wenn ich etwas auswendig kann, dann beherrsche ich es auch“.
Ein Glaubenssatz wird aufgrund unserer bisherigen Erfahrungen erstellt, im oben genannten Fall eben meine Erfahrung aus der Schulzeit. Man unterscheidet zwischen hinderlichen und förderlichen Glaubenssätzen. Förderliche Glaubenssätze sind Denkweisen, die uns in unserem Leben positiv beeinflussen. Hinderliche oder einschränkende Glaubenssätze hindern uns daran Ziele und Erfolge in unserem Leben zu erreichen. Eine Person, deren Glaubenssatz „ich bin ein Glückskind ist,“ wird wahrscheinlich fröhlicher, mutiger und leichter durch das Leben gehen, als die Person, deren Glaubenssatz „ich habe immer Pech“ lautet. Wie oben bereits beschrieben, sind Glaubenssätze Generalisierungen, die wir aufgrund unseres eigenen Modells der Welt so geschaffen haben. Glaubenssätze filtern unsere Wahrnehmung und beeinflussen die Interpretation der Informationen, die wir aufnehmen.
Es gibt nicht nur die Unterscheidung in hinderliche und förderliche Glaubenssätze, sondern auch eine Unterscheidung in Bezug darauf, wie stark die Glaubenssätze in uns verankert sind.
Glaubenssätze in Bezug auf die Ursachen: Die selbsterfüllende Prophezeiung ist ein Beispiel für einen Glaubenssatz auf der Ursachenebene. Wer glaubt, er kann nach einem Horrorfilm nicht mehr einschlafen, wird sicherlich die ganze Nacht auch wach liegen. Diese Art von Glaubenssätzen auf der Ursachen-Ebene, lassen sich mit Hilfe des Meta-Modells der Sprache relativ leicht „aus der Welt schaffen.“
Glaubenssätze in Bezug auf die Bedeutung fördern die Verhaltensweisen, die der erwarteten Bedeutung entsprechen. Objektiv betrachtet, hat die Bedeutung oft gar nichts mit der Ursache zu tun, wird jedoch unbewusst so geglaubt. Ein Beispiel dafür ist die Aussage „Wenn ich nicht abnehme werde ich nie eine Beziehung haben.“ Diese Art von Glaubenssätzen sind in der Bedeutungsebene verankert und sitzen tiefer als Glaubenssätze auf der Ursachen-Ebene.
Glaubenssätze in Bezug auf Identität. Diese Glaubenssätze dienen meist zur Selbstidentifikation und beginnen oft mit „ich“ Solche Glaubenssätze können manchmal sehr schwer zu beseitigen sein, da sich durch das Verändern des Glaubenssatzes auch die Identität ändert. Glaubenssätze auf Identitätsebene sind Generalisierungen, meist gibt es keine Einschränkungen, wann dieser Glaubenssatz nicht gilt. Beispielsweise der Satz „Ich bin nicht liebenswert“ – er gilt pauschal für jede Situation und Lebenslage. Das macht es so schwer, sich damit auseinanderzusetzen. Die Wahrnehmung ist so gefiltert, dass nur Situationen im Gedächtnis bleiben oder so verzerrt werden, in denen man sich tatsächlich nicht liebenswert vorkommt.
Oft bedingt auch ein Glaubenssatz auf Identitätsebene viele Glaubenssätze auf Ursachen- und Bedeutungsebene. Klaus Grochowiak spricht hierbei von einem Glaubenssatzmolekül. Dieses Molekül kann man auflösen, indem man an vielen Stellen unterschiedliche Glaubenssätze bearbeitet, hier kommt es stark auf den Klienten und dessen Verfassung an. So kann beispielsweise die mangelnde Fähigkeit des Klienten sich zu ändern, die Arbeit mit den Glaubenssätzen erschweren. Manchmal fehlt aber auch die innere Erlaubnis der Klienten zur Veränderung. Nicht zuletzt ist natürlich auch der Wille zur Veränderung eine Voraussetzung, dass die Arbeit mit Glaubenssätzen erfolgreich ist. Der Therapeut muss zudem darauf achten, dass seine eigenen Glaubenssätze die Arbeit mit dem Klienten nicht beeinflussen.
In meinem Beispiel lag der Glaubenssatz; Wenn ich etwas auswendig kann, dann beherrsche ich es auch“ auf der Bedeutungsebene. Noch dazu war ich mir gar nicht bewusst, dass ich diesen Glaubenssatz hatte. Ich war lediglich frustriert, dass ich keine wahnsinnigen Erfolge innerhalb des Masterkurses hatte. Doch mein Körper und die Zeit lernte mir etwas Besseres und überzeugte mich davon, dass dieser Glaubenssatz unbegründet war. Meinen neuen Glaubenssatz würde ich in etwa so formulieren: „Vertraue Dir, es kommt alles zu seiner Zeit“.
8. Lessons Learned
Nach dem heutigen Stand würde ich sagen, dass beste was ich in den letzten Monaten nach meiner NLP-Ausbildung gelernt habe, war mir selbst wieder mehr zu vertrauen. Ich bin ein strukturierter und ehrgeiziger Mensch, aber ich habe gelernt, dass ich alles in mir trage was ich brauche und mich darauf verlassen kann, dass mein Körper weiß, wann er es anwenden soll. Dass es manchmal wirklich reicht, das in „seiner Macht stehende“ (in diesem Fall das Lernen der Theorie) zu tun und sich darauf zu verlassen, dass der Rest schon gut werden wird. Natürlich war es super, dass ich die einzelnen Instrumente von NLP gleich unbewusst in der Praxis anwenden konnte. Aber am meisten freut mich der übergeordnete Effekt des Lernens. Das beste Beispiel dafür ist die vorliegende Arbeit. Ich habe lange überlegt welches Thema ich nehmen soll. Als ich das Thema hatte saß ich lange Zeit vor einem leeren Papier, da ich es gewohnt war, vor jeder Arbeit erst eine Grobgliederung zu machen. Man braucht ja schließlich einen roten Faden ! Bei dieser Arbeit jedoch, habe ich mich dann entschlossen einfach mal anzufangen. „Es wird schon alles so kommen, dass es passt- und löschen kann ich es ja immer“- dachte ich mir und habe mir selbst vertraut und zugetraut eine tolle Arbeit zu schreiben.
Viel wichtiger als eine tolle Arbeit ist für mich aber, den Spaß an NLP zurückgewonnen zu haben. Ich freue mich wieder, mich mit den ehemaligen Kursteilnehmern auszutauschen, oder als Co-Trainer einen NLP-Kurs zu unterstützen.
Marina Mach, NLP-Master
Quellenangaben:
NLP-Professional, Practitioner-Ausbildung, Heiko Alexander
NLP-Professional, Master-Ausbildung, Heiko Alexander