Die Rolle des Unterbewusstseins
Dargestellt am Beispiel Bouldern
Vorwort
NLP, was für Neuro Linguistisches Programmieren steht, beschreibe ich in der Kurzfassung immer gerne mit: “Es geht um psychologische Elemente und Kommunikationsfähigkeiten.”
Meistens reichte das meinen bisherigen Gesprächspartnern um ihren Wissenshunger zu stillen und nicht weiter nachzufragen. Wenn sie aber etwas detailorientierter sind füge ich hinzu, dass man seine Aufmerksamkeit schult auf unterschiedliche Ebenen der Kommunikation zu achten, um eine bessere/erfolgreichere Kommunikation aufzubauen. Weiterhin geht es innerhalb der Psychologie viel um Muster- und Glaubenssatzerkennung und wie mit ihnen förderlich umgegangen werden kann.
Die Kommunikationsfähigkeiten sind etwas, an dem ich viel Freude hatte sie zu lernen und auch daran sie anzuwenden. Ohne direkt in eine Coachingposition zu rutschen, konnte ich dieses Wissen bereits oft, ganz subtil, nutzen um in diversen sozialen Interaktionen meine Art mich auszudrücken, aber auch die Art wie ich mein Gegenüber verstehe zu verbessern. Kommunikation als Fähigkeit oder Werkzeug zu betrachten war etwas ganz Neues für mich.
Auch wenn mein Bewusstsein darüber was Kommunikation alles beinhaltet, erweitert und der Wert dahinter, den jeder dadurch erhalten kann, klar wurde, soll es in dieser Masterarbeit nicht um diesen Schwerpunkt gehen. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus anderen Menschen von NLP zu erzählen, kann ich behaupten, dass ihnen meistens gar nicht bewusst ist, was es im Bereich Kommunikation alles zu wissen und zu lernen gibt (so wie auch mir das nicht bewusst war).
Innerhalb der Psychologie macht dies den größten Schwerpunkt aus – das Unbewusste. So sehr ich auch überzeugt bin von den Vorteilen einer guten Kommunikation, glaube ich, dass der Nutzen/Wert für das Individuum größer ist, wenn man zuerst mehr über sich selbst lernt und versteckte Eigenschaften in das Bewusstsein ruft, seien sie hinderlich oder förderlich.
Was befindet sich im Unbewussten?
Zuerst möchte ich beschreiben was ich mit dem Unbewussten meine. Simpel formuliert beschreibt das Unbewusste all das, was nicht bewusst wahrgenommen wird, sich der augenblicklichen Aufmerksamkeit entzieht.
Einerseits beschreibt das einen Filterprozess bei der Informationsaufnahme und – wiedergabe/-abruf. Wir haben eine Auswahl getroffen, was unbewusst geschieht, was wir bewusst wahrnehmen und was wir zunächst ausblenden möchten. Das ist für den Einen oder Anderen möglicherweise überraschend, aber jeder kennt die Aussage “Ach du hörst doch nur was du hören willst!”. Genau das ist der Fall – bei jedem von uns! Ohne diesen Filterprozess wären wir überflutet mit Informationen und könnten diese nicht effektiv verarbeiten.
Andererseits sind unbewusst, in unserem Unterbewusstsein, die Eigenschaften abgespeichert die uns individuell als Persönlichkeit definieren. Ich spreche hierbei von unseren Mustern, Überzeugungen, Erfahrungen und Glaubenssätzen. Dies definiert beispielsweise wie wir uns verhalten und warum wir bestimmte Entscheidungen treffen.
Eine Metapher die ich in einem Artikel von Dr. Doris Wolf gelesen habe, beschreibt den Ablauf sehr gut, wie unser Unterbewusstsein programmiert wird. Wir stellen uns vor, das wir bei unserer Geburt eine Schallplatte erhalten die noch keine Einkerbungen hat um eine Melodie abspielen zu können. Unserer Leben beginnt und wir nehmen die Welt wie sie uns präsentiert wird wahr. Hierbei hebe ich noch einmal hervor, was es bedeutet wenn keine Einkerbungen in unserer Schallplatte existieren, es gibt keine Filterprozesse, Glaubenssätze, Überzeugungen oder ähnliches, welche die Erfahrungen die wir machen in irgendeiner Art verfälschen oder Raum für Interpretation geben würde – die also das Entstehen von neuen Einkerbungen beeinflussen würden.
Wir können sagen, dass in diesem Zustand Information als absolute Wahrheit gespeichert wird. Diese Informationen repräsentieren nun die Einkerbungen. Je öfters dieselbe Information wiederholt wird oder je größer die emotionale Verbindung zu der Information ist, desto tiefer wird sie in die Schallplatte graviert und spielt dadurch eine größere Rolle innerhalb der Melodie/der Persönlichkeit des Individuums.
Wenn wir über etwas so wichtiges sprechen, das was uns als Person ausmacht, stellt sich die Frage: “Warum rutscht so etwas in das Unterbewusstsein? Wie kommt es dahin?” Da es definiert wer wir sind, bedeutet das ja, das es alle positiven und negativen Eigenschaften beinhaltet. Uns dessen nicht bewusst zu sein kann Vor- und Nachteile haben. Einer positiven Qualität gegenüber unbewusst zu sein spricht eventuell dafür, dass diese Eigenschaft so ein Teil von uns ist, das er ganz natürlich ausgedrückt wird. Das spart sehr viel Zeit und Energie, die beispielsweise jemand anderes aufbringen müsste um genau diese Eigenschaft auf eine ähnliche Art ausdrücken zu können. Eventuell beginnen wir aber auch uns selbst zu unterschätzen, da wir möglicherweise sogar negativ über unsere Stärken denken.
Negative Eigenschaften, also eigene Limitationen, bleiben dadurch aber auch vor uns verborgen – wir merken, dass wir festhängen, verstehen aber nicht wieso. Warum also ist das so?
Hierbei werfen wir einen kurzen Blick auf die 4 Stufen der Kompetenz. Diese beschreiben einen Ablauf durch den wir gehen um neue Informationen zu lernen. In der ersten Stufe befinden wir uns in der “unbewussten Inkompetenz” – wir wissen nicht was wir nicht wissen. Bsp. Eine Mutter zeigt ihrem Kind wie man sich die Schuhe zuschnürt. Das Kind kannte das Konzept des Schuhezuschnürens vorher gar nicht, geschweige denn wie es funktioniert. Es wusste also gar nicht, das es davon nichts wusste. Jetzt befindet sich das Kind direkt schon in der nächsten Stufe der “bewussten Inkompetenz” – es weiß nun, dass es etwas nicht weiß (wie es geht). Nachdem die Mutter dem Kind gezeigt hat wie es funktioniert, beginnt das Kind es selber zu tun. Es klappt nicht immer gleich beim ersten Versuch und das Kind muss sich auch ganz bewusst die Technik vor Augen halten um es umsetzten zu können. Das ist die dritte Stufe, die “bewusste Kompetenz” – es weiß, dass es etwas weiß (wie es geht). Irgendwann muss das Kind nicht mehr darüber nachdenken. Jeder kennt das, der sich schon Jahre lang die Schuhe selbst zuschnürt. Wir machen es automatisch, möglicherweise machen wir es sogar während wir etwas anderes tun und vergessen sogar oder merken nicht einmal, dass wir uns die Schuhe zugeschnürt haben. Die letzte Stufe – die “unbewusste Kompetenz”, es weiß nicht, dass es etwas weiß, es macht es automatisch.
Das was wir für uns auf das Level der unbewussten Kompetenz bringen hinterfragen wir nicht mehr (wir haben bereits eine feste Entscheidung dazu getroffen; es gibt keinen legitimen Grund es in Frage zu stellen). Es ist ein Teil von uns. “Es ist so”, “so funktioniert es.” Dies beschreibt für uns die absolute Wahrheit.
Damit etwas bis zur vierten Stufe gebracht werden kann müssen eine von drei Dingen passieren über die wir bereits vorher gesprochen haben. Das Erste ist bei unserer Geburt, wo wir unsere unbeschrieben Schallplatte erhalten. Circa 6 Jahre dauert die Prägungsphase eines Kindes, wo es ungefiltert Informationen als diese absolute Wahrheit abspeichert (quasi die Stufen zwei und drei überspringt). Danach muss etwas oft wiederholt oder es mit einer starken Emotion in Verbindung gebracht werden.
Wenn ich von den unbewussten Eigenschaften spreche die uns als Individuum definieren, spreche ich von Überzeugungen und Fähigkeiten die sich bei uns in der vierten Stufe der Kompetenz befinden.
Diese Einleitung dient als Basis für den weitern Teil dieser Arbeit. Anhand von konkreten Ereignissen möchte ich die Kraft, die das Unbewusste über uns hat, in unserem Leben darstellen. Darüber welchen Einfluss es hat oder haben kann und wie wir damit arbeiten können bezogen auf Ziele, die wir uns setzen. Dafür möchte ich als Beispiel meine Erfahrungen im Sport, explizit dem Bouldern schildern und wie ich diese drastisch ändern konnte durch meine Ausbildung in NLP. Hierzu werde ich einige Inhalte des NLP genauer darstellen, die mir halfen bewusster über mein Unbewusstes zu werden und wie ich diese dann in der Praxis erfolgreich anwenden konnte.
Bouldern und ich
Da ich vor einem Jahr, als ich mit dem Bouldern anfing, noch nicht einmal wusste was Bouldern genau ist, möchte ich das kurz erklären um Verwirrungen vorzubeugen. Bouldern ist eine Disziplin des Kletterns. Es beschreibt das Klettern von kurzen Routen, oder auch Problemen genannt (die Strecke; von dem Startpunkt bis zu dem letzten Griff), die besonders anspruchsvoll sind und ohne Seil geklettert werden. Gesichert ist man durch Weichbodenmatten und gegebenenfalls von den Kletterpartnern die versuchen den Stürzenden abzufangen. Diese Art des Kletterns gibt es in der Boulderhalle (wo ich mich bisher aufgehalten habe) und im Freien an kleinen Felsen.
Meine erste Erfahrung machte ich mit Freunden die bereits länger diesen Sport machten. Ich war sofort begeistert und sehr überrascht. Warum überrascht? Ich hatte eine bestimmte Überzeugung über das Bouldern (was für mich davor einfach unter den Begriff “Klettern” fiel). Ich bin vorher etwar 3 mal in meinem Leben klettern gewesen. Das war an Kindergeburtstagen und während eines Mittelalterfestivals bei dem man an einer Holzwand die wie eine Burgmauer aussah hochkletterte. Rückblickend fühle ich mich etwas unwohl daran zu denken, aber ich war davon überzeugt, das Klettern kein richtiger Sport ist, sondern eine Aktivität die nur zu bestimmten Anlässen zur Bespaßung und Zeitvertreib genutzt wird. Ich hätte nie gedacht, dass es Menschen gibt die für diesen Sport trainieren, ihn sogar professionell betreiben.
Diese Überzeugung habe ich selbst nie in der Vergangenheit herausgefordert. Es gab keinen Grund. Ich wurde bis vor einem Jahr nie anders mit klettern konfrontiert.
Die “Limitation” die ich durch diese Überzeugung hatte habe ich nie als positiv oder negativ bewertet, stellt aber gut dar, wie ich bereits eine finale Entscheidung, eine absolute Wahrheit, für mich getroffen habe, welche objektiv keine ist, da ich nicht offen genug dafür war die Gesamtheit an verfügbaren Informationen in Betracht zu ziehen. Jetzt ist Bouldern eine meiner Leidenschaften geworden und ich verfolge auch die Profiszene mit Begeisterung.=)
Faszinierend finde ich die mentale Komponente dieses Sports. Manchmal stehe ich vor einer Route und verstehe nicht einmal wie ich sie beginnen soll, da mir die Vorstellungskraft fehlt die effektivste Körperhaltung einzunehmen. Anders, gab es Situationen in denen ich eine Bewegung versuchte, und nicht daran glaubte, dass es so funktionieren würde. Dann macht es mir jemand genau so vor und auf einmal schaffte ich es bei meinem nächsten Anlauf.
Beim Klettern ist es ziemlich unkompliziert zu erkennen woran man arbeiten kann um das nächste Level zu erreichen. Jede Route ist mit einer Schwierigkeit, einem Grad, und diversen kategorisierten Griffen versehen. Die Frage die sich also stellt ist auch gleichzeitig leicht zu beantworten: Kann ich einen bestimmten Grad oder eine bestimmte Kategorie an Griff klettern, ja oder nein? Ich setzte mir also Ziele.
Ziele
Ziele beschreiben allgemein etwas das wir anstreben, für das wir arbeiten – das Endresultat des Ziels ist noch nicht Teil unseres Lebens, soll es aber werden. Ein klar definiertes Ziel ist das “warum” oder “wofür”. Warum gehe ich jeden Morgen laufen? Wofür lerne ich bis spät in die Nacht? Warum verzichte ich auf die Party am Wochenende? Wofür strenge ich mich so sehr an?
Wir können hier von unserer antreibenden Kraft sprechen, unserer vorgegebenen Richtung, unserem Grund oder Sinn. In NLP gibt es bestimmte Wohlgeformtheitskriterien die Zielen unterliegen. Diese sind leicht zu merken durch das Akronym S.M.A.R.T.
S.M.A.R.T.
S – pezifisch (präzise und konkret formuliert)
M – essbar (quantitativ und qualitativ eindeutig überprüfbar)
A – ttraktiv (positiv und mit starker Anziehungskraft)
R – ealistisch (durch dich selbst erreichbar)
T – erminiert (konkreter Zeitpunkt des Ziels mit Zwischenschritten)
Spezifisch
Es ist wichtig zu wissen WAS wir wollen. Hierbei beschreibt ein Zitat von Zig Ziglar sehr gut warum das wichtig ist:
“You can’t hit a target you cannot see, and you cannot see a target you do not have.” (Du kannst ein Ziel(-scheibe) nicht treffen wenn du es nicht sehen kannst und du kannst ein Ziel nicht sehen wenn du keines hast.)
Ohne ein konkretes Ziel verlieren wir die Richtung, in die wir gehen müssen/wollen, aus den Augen, bzw. verteilen/verschwenden unsere Energie in zu viele verschiedene Richtungen die am Ende keine Resultate hervorbringen.
Messbar
Hierbei geht es wieder etwas um das Konkretisieren des Ziels. Speziell darum, unser Ziel so genau zu kennen, und was unser Ziel genau ausmacht, damit wir merken wann wir das Ziel tatsächlich erreicht haben.
Bsp. “Ich möchte besser werden im Bouldern!” Das ist noch eine sehr grobe Darstellung und kann für verschiedene Leute etwas ganz anderes bedeuten. Messbar wird es wenn wir sagen “Mein höchster Grad ist bisher 5. Ich möchte in der Lage sein eine 6 klettern zu können.” Hier is klar messbar wann das Ziel erreicht ist – sobald eine Route mit dem Grade 6 geklettert wurde. Hier bekommen wir aber sogar noch mehr Informationen, denn durch das klar formulierte Ziel einer Route mit Grad 6 wissen wir, dass eine bestimmte Schwierigkeit an Griffen (evtl. auch bestimmte Kategorie an Griffen) zwangsweise in der Route vorhanden sein werden. Jetzt entstehen also auch messbare Zwischenschritte um an Techniken zu arbeiten die es erlauben die neuen Griffe anwenden zu können.
Attraktiv
Ein Ziel muss uns hungrig machen. Wir müssen es wollen, und das mit Freude! Das Erreichen des Ziels muss uns das Gefühl geben auch wirklich etwas erreicht zu haben. Ist es zu klein, bleibt eventuell auch die Befriedigung durch das Erreichen aus. Wenn einem Ziel der Reiz fehlt, warum sollen wir uns dann bemühen? Gleichzeitig, wenn ein Ziel uns gefällt aber einschüchtert, kommen wir womöglich nie ins Handeln. Daher gibt es diese feine Gratwanderung: Ein Ziel sollte groß genug sein damit es uns anfeuert, aber klein genug, damit wir daran glauben können, es auch zu erreichen.
Realistisch
Hier ist vor allem wichtig, dass das Ziel von einem selbst erreichbar ist. Man ist also unabhängig von äußeren Umständen und hat alle Zügel selbst in der Hand. Das ist auch wieder wichtig dafür handlungsfähig zu werden. Das unterscheidet ein Ziel von einem Wunsch. Was realistisch nicht bedeutet ist, dass ein Ziel nicht auch etwas einschüchtern darf, bzw. wie ein großer Schritt aussehen darf. Die Komfortzone ist hier wichtig (dazu mehr in der Zusammenfassung des Kapitels).
Terminiert
Im NLP lernen wir, dass ein Ziel klar terminiert sein muss mit den zugehörigen Zwischenschritten. Ich denke Termine oder terminierte Ziele haben ihren Platz und können funktionieren, aber grundsätzlich vertrete ich hier eine andere Meinung. Ich glaube nicht, dass wir als Individuum die Weitsicht besitzen können um ein Ziel von vorne bis hinten durchzuplanen. Es spielen zu viele Variablen mit die wir nie und nimmer vorhersehen können. Und das beschreibt nur äußere Umstände. Unser Unterbewusstsein spielt hierbei eine große Rolle. Manche Muster die uns begleiten und definieren stehen in Verbindung mit einem Trigger, also einem Auslöser. Ohne diesen erleben wir das Muster vorher womöglich garnicht – nicht planbar.
Nehmen wir als Beispiel Adam Ondra. Dieser junge Mann gilt als der wahrscheinlich beste Kletterer des Planeten. Dieser schaffte es 2017 die bisher (noch nicht offiziell durch einen anderen Kletterer bestätigt) schwierigste Route der Welt zu klettern. Er entdeckte sie ca. 2013 und schraubte die Route selbst. Nach 4 Jahren hatte er es geschafft. Vier der fünf Kriterien waren dabei erfüllt, wobei selbst Adam auch mal an sich gezweifelt hat, was das “realistische” dabei noch in Frage stellt.
Spezifisch: die Route schaffen ,check. Messbar: am Ende der Route ankommen, check. Attraktiv: Das muss Adam natürlich am besten selbst beantworten, bei dem Dokufilm (“Silence”) zu seinem Erfolg ist aber sehr deutlich wie attraktiv es für ihn war. Realistisch: In seinen Interviews lässt sich erkennen, dass er sich vorstellen konnte, dass es theoretisch möglich sein müsste, aber ob er es in seinem inneren Auge von Anfang an sehen konnte ist die Frage.
Adam konnte das Ziel nicht terminieren, da er noch nicht einmal wusste wie er die Route bezwingen konnte. Er musste ein Training entwickeln, dass bisher in der Kletterwelt nicht existiert hatte (das hatte er vorher nicht gewusst oder erahnen können – also keine Zwischenschrittfestlegung möglich).
Wie aber zu Beginn gesagt, terminierte Ziele haben ihren Platz. In meiner eigenen Erfahrung habe ich festgestellt, dass mir Termine sehr dabei helfen ein Ziel zu erreichen, wenn die anderen Kriterien für mich nicht erfüllt sind – insbesondere der attraktive Aspekt. Ich denke hierbei rutscht die Motivation zu einer Weg-von-Orientierung, also es endlich abschließen zu können (wobei das eventuell die Attraktivität in diesem Falle ausmacht). Wenn ich aber weiß was ich will und es auch wirklich will, dann bin ich auch bereit Geduld aufzubringen, zu lernen und Erfahrungen zu machen (also auch mal zu scheitern auf meinem Weg).
Hier nehme ich Herausforderungen in Kauf, da es das wert ist UND ich in der Lage bin mich von ihnen zu erholen und zurück auf den richtigen Weg zu kehren.
Ein Zitat, das J.P. Morgan und Thomas Carlyle zugewiesen wird halte ich mir hier gerne vor Augen: “Go as far as you can see, when you get there you’ll see further.” (Gehe so weit wie du sehen kannst, wenn du dort bist wirst du weiter sehen können.)
Eine NLP Vorannahme möchte ich hier auch noch hervorheben
“Die Wahl, die ich treffe, ist immer die beste, die mir zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung steht. Allerdings heißt das nicht, dass es nicht noch eine bessere gibt.”
Zwischenschritte geben Orientierung, aber mit jedem Schritt ist die Person die sich auf dem selbstgewählten Weg befindet ein anderer Mensch, mit neuen Ressourcen, Erkenntnissen und Bedürfnissen. Das Ziel wird eventuell angepasst, verfeinert, oder ganz geändert. Wenn wir uns an die Worte aus der Vorannahme halten lernt die Person eventuell eine bessere Methode kennen um das Ziel zu erreichen und dass der gewählte Zeitpunkt nicht erreichbar ist.
In meinem subjektiven Empfinden ist bei Zielen wichtig, dass sie es wert sind dafür zu arbeiten.
Um auf das Realistische zurückzukommen und der Komfortzone; ein Ziel steht in Verbindung mit einer Persönlichkeit von uns, welche die Eigenschaften repräsentiert die zu diesem Ziel gehören. Um von der Persönlichkeit die wir im Moment darstellen zu der Persönlichkeit zu kommen die unserem Ziel entspricht, müssen wir Veränderungen in Kauf nehmen. An diesem Punkt sprechen wir davon unsere Komfortzone zu erweitern, da wir an Grenzen stoßen werden die mit dem Verborgenen in unserem Unterbewusstsein zusammenhängen. Diese Grenzen sind nicht vorhersehbar, nicht planbar und können je nach Intensität auch die Erfüllung der Wohlgeformtheitskriterien in Frage stellen, vor allem die des Realistischen.
Ich habe mir Ziele gesetzt schwierigere Routen zu klettern. Die Version von mir die in der Lage ist das zu tun ist konzentriert beim Klettern, diszipliniert beim Training, aufmerksam bei der Ernährung, etc. Das sind “nur” die Aktivitäten die ich dafür installieren musste, die Herausforderungen aus dem Unterbewusstsein kamen erst zum Vorschein nachdem ich den endgültigen Entschluss gefasst hatte mein Ziel zu verfolgen.
Das ist die Basis meiner ÜBERZEUGUNG, dass Ziele insbesondere wirklich gewollt werden müssen. Mit einem Ziel das zumindest den ersten drei Wohlgeformtheitskriterien entspricht werden unvorhersehbare Elemente in der Außenwelt, aber vor allem aus unserer inneren Welt hervorkommen, welche den Kontext in dem das Ziel verfolgt wird gänzlich verändern können. Um die Stärke zu haben größer zu sein als die Limitationen die aufkommen werden, braucht es einen Willen, der das Ziel mehr verlangt als das was zurückliegt. Je ausgeprägter die ersten drei Wohlgeformtheitskriterien definiert sind, desto größer ist dieser Wille.
Unser Unbewusstes bewusst machen
An dieser Stelle rekapitulieren wir noch einmal was unser Unterbewusstsein im Kontext einer persönlichen Veränderung für eine Rolle spielt. Das Unterbewusstsein beinhaltet alle, automatisch ablaufende Eigenschaften die uns definieren, also wer wir sind, wie wir uns verhalten und wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen. Entstehen tut dies durch das wiederholte Erfahren über einen längeren Zeitraum, bei einer Erfahrung gekoppelt mit intensiver Emotion und durch Erfahrungen die wir in unseren prägenden ersten sechs Lebensjahren machen.
In den meisten Fällen spielen diese Automatismen gegen eine Veränderung, da diese nur innerhalb der geprägten Rahmenbedingungen existieren und diesen Zustand aufrecht erhalten möchten.
Auf biologischer und existenzieller Ebene lässt sich das so erklären: jede Emotion, jeder Gedanke, jede Erfahrung und die gekoppelte Reaktion dazu, sendet biologische Signale in unserem Körper. Neuronal werden zum Beispiel die Verstrickungen durch die verschiedenen Arten der vorher genannten Prägungen dicker. Wenn nun eine neue Gewohnheit angelernt werden soll, entsteht nicht einfach eine andere dicke Verstrickung neben der bereits existierenden, sondern das Alte wird für das Neue aufgelöst. Was ist daran jetzt so signifikant?
Wir alle haben einen gemeinsamen Antreiber, also jeder lebende Organismus, und das ist der Wunsch zu leben. Die besten Chancen zu überleben haben wir, wenn wir vorhersagen können, aufgrund unserer Erfahrungen, was die Zukunft bringen wird. Dafür bleiben wir in dem uns Bekannten, unserer Komfortzone. Wir suchen uns Situationen, Menschen, Umstände, Ereignisse, die uns bestätigen, auf die wir so reagieren können wie wir es gewohnt sind. Biochemisch gesehen haben wir uns “süchtig” gemacht nach unserer geprägten biologischen Expression. (Ich bin kein Wissenschaftler aber begeistert von diesen Ansätzen und ermutige jeden, der sich dafür interessiert dies zu recherchieren. Eine spannende Quelle sind dafür die Bücher von Dr. Joe Dispenza.)
Anders gesagt, es ist ganz einfach leichter so zu bleiben wie wir sind, anstatt uns umzuprogrammieren.
Wir gehen jetzt aber davon aus, dass wir uns ein Ziel ausgesucht haben. Wir freuen uns darauf diese Ziel zu erreichen und sind bereit dafür zu arbeiten. Wie arbeiten wir mit dem Unterbewusstsein damit es mit uns und nicht gegen uns arbeitet?
Das Gute ist, dass all unsrer unbewussten Eigenschaften uns auf irgend eine Art und Weise eingeprägt wurden. Das heißt, dass auch neue Eigenschaften über diesen Prozess Teil von uns werden können. Nun können wir nicht die erste sechs Jahre unseres Lebens nachholen und eine Erfahrung die eine intensive Emotion in uns auslöst gezielt zu konstruieren ist nicht leicht, es bleibt uns aber die Möglichkeit etwas über einen länger Zeitraum regelmäßig zu wiederholen.
Wir üben demnach eine Eigenschaft bis sie Teil von uns wird – Ablauf der vier Stufen der Kompetenz.
Um zu wissen was wir üben müssen, müssen wir klar definieren was unser Ziel ist (S.M.A.R.T.). Hierbei ist besonders wichtig nicht nur zu wissen was wir wollen, sondern auch wer wir sind bei diesem Ziel. Wie leben wir unser Leben? Welches Verhalten leben wir? Wie kommunizieren wir? Wie fühlen wir uns? An was denken wir? etc.
Welche Fragen relevant sind müssen wir individuell aussuchen und beantworten. Das gibt uns den nötigen Kontrast zwischen der Persönlichkeit im Jetzt und der Persönlichkeit an unserem Ziel.
Für alle Stimmen die sich jetzt melden und gegen Veränderung sprechen, möchte ich folgendes sagen: wir verändern die Eigenschaften die uns im Weg stehen (eigene Beispiele in späteren Kapiteln), nicht die Kerneigenschaften die uns ausmachen und die wir an uns mögen. Für diejenigen die aber Veränderung verteufeln und meinen auch ohne sie Neues erreichen zu können, denen lege ich Einsteins Definition von Wahnsinn nahe:
“Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.”
Zurück zu dem Kontrast, wir wissen was wir wollen und wissen wer wir sein wollen. Nun müssen wir beginnen selbst zu reflektieren, also aufmerksam zu werden wann unser Verhalten nicht dem Zielverhalten entspricht.
Werte
Manches Verhalten können wir sehr schnell an uns entdecken, wenn wir einfach aufmerksam sind. Eine Herangehensweise, um zu lernen welche Sprünge unsere Gedanken um Laufe des Tages so machen, ist uns einfach für einige Minuten still hinzusetzten und diesen Gedanken zu lauschen. Es ist erstaunlich an wieviele wir denken ohne es zu merken.
Es gibt aber auch andere Mittel die uns dabei unterstützen können. Hier möchte ich über die Wertehierarchie sprechen.
Eine Wertehierarchie ist unsere individuelle Anordnung an Werten wie sie für uns relevant sind. Je nach Kontext kann das variieren und mit der Zeit verändert sie sich auch.
Um unsere Hierarchie aufzustellen nehmen wir unterschiedliche Lebensbereiche wie zum Beispiel die Karriere, Familie, Freizeit, Beziehungen, Sport/Gesundheit, was uns wichtig ist. Nun schreiben wir uns Werte auf und ordnen sie anschließend nach ihrer Priorität an. Wo gibt es Ähnlichkeiten, bzw. welcher Wert oder Werte stechen heraus indem sie in den meisten oder sogar allen Bereichen auftauchen (und das eventuell auch an hoher stelle). Diese Werte wollen wir genauer betrachten.
Was sind Werte?
Werte stellen die Basis unserer Entscheidungen dar und sind geprägt durch unsere Glaubenssätze.
In meiner Wertehierarchie war sehr deutlich zu erkennen, dass “Liebe” eine große Rolle spielte. In den meisten Bereichen war sie sogar an oberster Stelle. Das kann einfach heißen, dass mir Liebe wichtig ist, oder allgemein, dass die Werte die für uns an oberster Stelle stehen ganz einfach den Kern unserer Entscheidungen darstellen und wonach wir unser Leben ausrichten. Das ist auch gut so und muss gar nicht weiter beobachtet oder angepasst werden. Interessant ist aber, dass gar nicht so selten unsere Wertehierarchie von Mangel diktiert ist. Objektiv betrachtet sollte der Wert Gesundheit oder alle die mit unserer Existenz zu tun haben an oberster Stelle stehen. Meistens tut es das aber nicht.
Das liegt daran, dass unser Verlangen danach gestillt ist (wir haben genug zu essen; die Medizin hat Fortschritte gemacht; etc.)
Zurück zu meinem Beispiel, ich konnte mir nicht vorstellen was es Hinderliches hinter meinem obersten Wert Liebe geben könnte. Als wir aber von diesem Konzept von unseren Trainern lernten und was dahinter stecken kann, kam ein Glaubenssatz in mir hoch, den ich ehrlich gesagt anfangs stur ignoriert hatte. Ich habe mich nach Liebe gesehnt, weil ich mich selbst nicht als liebenswert empfand (mich selbst nicht liebte) und daher nach Anerkennung von außen suchte.
Nachdem ich mir dessen bewusst wurde und den nächsten Schritt machte, und zwar mir das selbst einzugestehen (diesen Glaubenssatz zu haben), viel mir anschließend etwas auf im Bezug zu meinem Ziel beim Bouldern. Ich wollte besser werden, wurde aber getrieben nach der Anerkennung von Anderen. Ich kletterte für ANDERE. Natürlich kletterte ich, weil es mir Spaß machte, mir war aber wichtig, dass mich andere dabei sehen – meine Taten/Erfolge anerkennen. Das war unglaublich anstrengend und limitierend. Ich zwang mich nämlich beispielsweise dazu Routen zu klettern die mir gar keine Freude machten, nur weil ich dachte beeindrucken zu können aufgrund der Schwierigkeit der Route.
Ich achtete beim Klettern mehr auf Andere als auf mich selbst und im Moment zu sein wo nur ich und die Route relevant waren. Dadurch schaffte ich ganz einfach vieles nicht oder habe vorher aufgegeben, da mein Kopf nicht bei der Sache war.
Das alles merkte ich nicht, da es aus meinem Unterbewusstsein kam. Meine Erklärung war, nachdem ich eine Route nicht schaffte, dass ich wohl einfach noch nicht gut genug dafür war (klar, manchmal war das auch der Fall). Dieser Glaubenssatz war ein Teil von mir den ich als eine absolute Wahrheit anerkannte – ich merkte es also gar nicht; es war mir so vertraut (Komfortzone).
Ich lernte hier von einer Eigenschaft die Teil meines Ziels war, die mir vorher nicht in den Sinn gekommen ist – meine Persönlichkeit die besser klettern kann (meine Zielpersönlichkeit) genießt es zu klettern, ist dabei mit seiner Aufmerksamkeit bei sich und der Route, klettert nur für sich selbst. Das habe ich nicht erwartet und musste daher meinen Spielplan anpassen. Wann auch immer ich zurück in den Zustand rutsche wo dieser Glaubenssatz aktiv wurde musste ich mir dessen bewusst werden und mich bewusst in den anderen Zustand bringen. Dazu ist es wichtig mich in einen anderen Gefühlszustand zu bringen wofür es verschiedene Techniken gibt, wie zum Beispiel eine einfach Veränderung der Physiologie (aufrechter stehen, lächeln, strecken, tanzen, singen, …), Tapping (was ein bisschen wie Akupunktur funktioniert, nur ohne Nadeln) oder auch das Installieren von bestimmten Ankern in denen wir uns bekräftigende Emotionen gespeichert haben.
Das Resultat war nun, dass mein Selbstbewusstsein beim Klettern immens gestiegen ist und ich mich stark verbessert habe. Lustigerweise habe ich jetzt auch häufig Anerkennung von Anderen für mein Klettern bekommen, ohne das ich das Bedürfnis danach hatte. Das war und ist eine sehr bestärkende und schöne Erfahrung.
Werte sind letztendlich unsere Entscheidungsfaktoren. Sie können aber auch ein Hinweis sein für versteckte Eigenschaften die uns vorher verborgen waren.
Meta Programme
Sprechen wir nun genauer über den Filterprozess, dessen Hauptfunktion es ist, nur die für uns relevanten Informationen in unserer Umgebung bewusst wahrzunehmen. Ich sage Hauptfunktion, da wir mehr über uns selbst lernen können als nur was für eine Form an Inhalt wir präferieren.
Meta Programme beschreiben Eigenschaften von Filtern. Wichtig ist dabei, dass nicht nach Inhalt sondern nach der Form des Inhalts gefiltert wird. Zur Veranschaulichung nehmen wir das Meta Program “Chunk-Size” welches unterteilt ist zwischen “Detail” und “Überblick”. Als Beispiel stellen wir uns das Szenario vor zwei verschiedenen Personen die Frage zu stellen wie sie Spaghetti kochen. Die überblicksorientierte Person beschreibt die Situation so :”Ich koche Wasser auf und gebe die Spaghetti dazu.” Detailorientiert: “Ich koche das Wasser auf und gebe (X Menge) Salz dazu. Dann nehme ich eine Portion Spaghetti, da ich alleine Esse…” und so weiter.
Das sind zwei sehr unterschiedliche Arten diese Frage zu beantworten. Für die fragende Person kann das unterschiedliche Auswirkungen haben, je nachdem was ihr präferiertes Chunk-Size ist. Eine detailorientierte Person kann sich bei einer überblicksorientierten Antwort nichts genaueres vorstellen, die überblicksorientierte Person ist bei einer detailorientierten Antwort möglicherweise schnell gelangweilt und wandert mit ihrer Aufmerksamkeit wo anders hin, oder sie braucht erst das übergeordnete Ziel/Sinn um verstehen zu können um was es genau geht.
Meta Programme zeigen uns aber nicht nur wie wir Informationen für uns filtern, sondern auch wie wir präferiert vorgehen/handeln. Als ich bei den Werten erläuterte, dass zu meinem Glaubenssatz die Aufmerksamkeit bei Anderen eine Rolle spielte, hatte mir die Kenntnis dieses Meta Programms “Aufmerksamkeit (Selbst – Andere)” dabei geholfen mir dessen bewusst zu werden.
Ein weites Beispiel ist der “Erfüllungsrahmen”. Wann sind wir besonders produktiv bei einer Aufgabe: bei dem Start, der Mitte oder dem Ende. Ich merkte in vielen Lebensbereichen, dass je näher ich an das Ende einer Aufgabe herankam, desto unkonzentrierter und schludriger wurde meine Arbeit, dafür bin ich am Anfang, besonders aber in der Mitte sehr konzentriert und engagiert. So auch beim Bouldern. Ich spreche jetzt nicht davon, dass ich am Ende einer Session einfach müde bin, sondern vorher, wenn ich meine abschließenden Übungen mache schon in dieses Verhalten rutsche (ich habe definitiv noch ausreichende Kraftreserven an diesem Punkt). Das steigert meine Verletzungsgefahr und vermindert den Trainingserfolg. Vorher habe ich es immer auf meine Müdigkeit geschoben, jetzt habe ich mehr Wahlmöglichkeiten mit dieser Situation umzugehen. Ich weiß, dass sich mein Verhaltensmuster ändern kann (Schallplatte; Prägung) und werde mir bewusst sobald das alte Verhalten eintritt. In dieser Situation hilft es mir mein Ziel vor Augen zu halten, wie es sich anfühlt es zu erreichen, aber auch das Gefühl wie es wäre diese Session sauber abzuschließen, wissend wie schwer mir das Ende normalerweise fällt.
Schlusswort
Werte und Meta Programme sind zwei Ausschnitte von Bereichen die uns helfen können uns über unser Unbewusstes bewusst zu werden. Des weiteren können beispielsweise Meditation, eine Therapie oder ein Coaching auch sehr hilfreich sein. Garnicht so selten können aber auch einfach Gespräche mit anderen Menschen diesen Effekt haben, da diese nicht die gleichen Filter nutzen wie man selbst
und daher eine Situation aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachten können, also auch das reaktive Verhalten dazu.
Abschließend hoffe ich noch etwas zum Nachdenken anzuregen durch eine Metapher, welche in meinen Augen unseren Motivator darstellt und demnach den Wert, uns mit unserem Unbewussten auseinanderzusetzen, nochmal in den Fokus bringt.
“Wir Menschen sind wie Blumen – wir wachsen, oder wir sterben. Wir bleiben nie auf der Stelle stehen.”
Diese Metapher kann durchaus so verstanden werden, dass wir nie zur Ruhe kommen oder unsere Siege feiern dürfen. Darum geht es hier aber meiner Meinung nach nicht. Zur Ruhe kommen und Siege feiern haben ihren Platz und können/dürfen ausgelebt werden (in angemessenem Maße).
Es geht mehr um die Kernfrage unserer Existenz: Was ist der Sinn unseres Lebens? Für manche ist diese Frage beantwortet mit “Frieden auf Erden schaffen”, “Hungersnöte zu beenden”, “Sich ein Dach über dem Kopf leisten zu können”, “eine Verbesserung in einer Sportart”, etc.
Ich denke es geht weniger darum WAS wir tun, sonder mehr darum DASS wir etwas tun. Ein Ziel, unabhängig der Spezifikationen, gibt uns Sinn, es gibt uns einen Grund morgens aus dem Bett aufzustehen/zu kommen.
Wir fragen uns nach unserem Sinn. Wirklich, fragen wir uns aber nach einer Aufgabe die wir als wertvoll genug anerkennen um sie ausüben zu wollen. Ohne ein Ziel, einem Sinn, was sind wir schon? Wir leben nicht in einem System wie es unsere Natur beispielsweise tut. Wir werden nicht geboren mit einer bestimmten Aufgabe die zur Instandhaltung/dem Gleichgewicht des Ökosystems dient. Diese Aufgabe müssen wir uns selbst aussuchen.
Ich denke wir sind hier um Neues zu erschaffen, individuelle Erfahrungen zu sammeln, zu lernen und zu lehren. Ohne ein gesetztes Ziel fühlen wir uns wertlos. Wir vegetieren vor uns hin. Daher, wenn wir keine Aussicht in die Zukunft haben auf etwas das uns diesen Sinn geben kann, bleibt uns nur der Blick in die Vergangenheit, das Altvertraute, wohin wir uns dann zurückziehen.
“Der Weg ist das Ziel.” In meiner Erinnerung wurde dieser Satz oft damit in Verbindung gebracht sich selbst zu rechtfertigen wenn das Ziel nicht erreicht wurde um die Enttäuschung zu verbergen.
Meiner Meinung nach trifft aber genau das zu, was dieser Satz wörtlich ausdrückt. Einen Weg zu haben, eine Aufgabe, ist das Ziel wonach wir suchen. Ob wir es am Ende erreichen oder nicht ist dabei irrelevant, es gibt tausende Argumente die dafür und dagegen sprechen ein Ziel zu erreichen oder nicht.
Ich glaube wir wollen und wir brauchen Aufgaben. Wir wollen immer weiter wachsen und blühen.
Thomas Groz, NLP-Master