Transaktionsanalyse und NLP

Das Modell der Ich-Zustände und wie NLP dabei helfen kann

Wilder Graves Penfield operierte in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts Epilepsie-Patienten am offenen Gehirn.

Oft hatte er bei seinen Operationen das offene Gehirn von Patienten vor sich. Bei schwacher, elektrischer Stimulation mit einer dünnen Nadel bemerkte er, dass die Patienten keinerlei Schmerz empfinden, aber komplexe Sinneseindrücke, wie Träume oder Halluzinationen haben. Auch konnten an bestimmten Stellen spontane Bewegungen provoziert werden. Sprache konnte gestört oder beeinflusst werden. Komplexe, visuelle Sinneseindrücke wurden erzeugt. Die Patienten bildeten sich ein, etwas zu sehen oder zu hören. Sie erinnerten sich an längst Vergessenes. Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Wilder_Penfield

Das zeigt, dass in uns mehr an Erfahrungen, Wissen und Können abgespeichert sind als uns bewusst ist. Es hilft uns auch zu verstehen was Eric Berne Spannendes herausfand.

Das Modell der Ich-Zustände

Je nachdem welche Reize (Trigger) auf uns einwirken, neigen wir dazu Handlungsweisen aus unserer Vergangenheit zu reaktiveren. Meisten aus der Jugend oder Kindheit gelernt und in das Erwachsenenleben mit hinein transferiert. In der Tat kann man bei genauem Hinsehen und Hinhören – worin NLP-Anwender ja sehr gut geübt sind – feststellen, dass sich die Stimme, der Habitus und manchmal sogar die Formulierungen verändern. Bei Verlegenheit, Unsicherheit und auch beim Flirten erkennt man diese kindlichen Verhaltensmuster besonders häufig. Der Fachbegriff den wir auch im NLP für dieses Phänomen verwenden lautet Altersregression. Man wird in ein früheres Alter zurückversetzt und benimmt sich in (großen) Teilen auch wieder so.

Entsprechend zur Altersregression verändern sich auch das Fühlen und das Denken einer Person. Leider hilft diese Methode jedoch nur bedingt als Frischzellenkur. Wenngleich eine Studie aus den USA belegt, dass ältere Menschen sich deutlich jünger Fühlen und auch bessere Gesundheitswerte aufweisen, wenn Sie für eine Zeit in einer Umgebung aufhalten, die sie an positive Erlebnisse aus der Jugend erinnern. Wer im Mentalen Stärken Training mit dabei war, weiß, dass ich unter Berücksichtigung der zusätzlichen Erkenntnisse aus der positiven Psychologie diese erfreulichen Wirkmechanismen in das Training miteinfließen lasse.

Eric Berne hat weiter geforscht und festgestellt, dass wir nicht nur unser eigenes Verhalten aus früheren Zeiten reproduzieren, sondern auch das Verhalten, Denken und Fühlen von früheren Bezugspersonen. Besonders häufig das unserer Eltern.

Daraus hat er das Modell der Ist-Zustände entwickelt bei dem er drei wesentliche Ego-States unterscheidet.

Definition: Ein Ich-Zustand ist eine Gesamtheit von zusammenhängenden Verhaltensweisen, Denkmustern und Gefühlen. Es ist die Weise, in der wir einen Teil unserer Persönlichkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt äußern. Dabei werden drei Ich-Zustände unterschieden. Wenn wir das Ich-Zustands-Modell benutzen, um verschiedenen Aspekte der Persönlichkeit zu verstehen, heißt es in der TA, wir befassen uns mit der strukturellen Analyse oder einfach Strukturanalyse.

Kind-Ich-Zustand

Unser Verhalten, Denken und Fühlen das aus der Kindheit stammt läuft jetzt wieder ab. Es ist vor allem ein emotionaler Zustand. Wir machen es so, wie wir es früher getan haben obwohl wir heute als Erwachsene über viel mehr Fähigkeiten, Flexibilität, Wissen und Selbstbewusstsein verfügen sollten als früher.

Eltern-Ich-Zustand

Hier kopieren wir das Verhalten, Denken und Fühlen unserer Eltern oder anderer früherer Bezugspersonen. Wir erleben das ganz assoziiert und haben in diesem Zustand einen besonderen Hang das Verhalten anderer zu bewerten. Das kann auf eine sehr strenge kritische Art oder auf eine führsorgliche Weise erfolgen.

Erwachsenen-Ich-Zustand

In diesem Ego-State ist unser Verhalten, Denken und Fühlen eine direkte Reaktion auf das Hier und Jetzt. Wir sind in der Lage auf all unser Ressourcen und unsere Lebenserfahrung zurückzugreifen und somit eine der Gegenwartsverhältnisse entsprechend optimale Entscheidung zu treffen und auch entsprechend zu handeln.

Jetzt kommt NLP ins Spiel

Natürlich stellen sich jetzt im Wesentlichen 2 Fragen. Erstens, wie komme ich aus dem „Rollenspiel“ des Eltern- und Kind-Ich Zustandes heraus und zweitens, woran erkenne ich es bei meinem Gegenüber um entsprechend reagieren zu können.

Der Nutzen den die TA (Transaktionsanalyse) für uns bietet ist der schon im Namen steckende analytische Teil. Durch die Benennung der Ego-States haben wir ein nützliches Instrument um entscheiden zu können wie wir weiter vorgehen.

Die ganz große Stärke des NLP ist Dinge verändern zu können!

Nichts ist so praxis- und veränderungsorientiert wie NLP. Erkennen wir an uns ungewünschte Ego-States die uns in wichtigen Situationen wie im Berufs- oder Gesellschaftsleben einschränken, dann beginnen wir das zu verändern. Wir identifizieren die dahinter liegenden Glaubenssätze, Trigger der in uns ausgelösten Reiz-Reaktionskopplungen und finden heraus ob eventuell Fremdgefühle von anderen Familienmitgliedern übernommen wurden.

Verändern

Bei den Glaubenssätzen empfehle ich Dir mit dem Meta-Modell der Sprache zu beginnen und die Kernglaubenssätze herauszuarbeiten. Diese bearbeitest Du dann mit der Diamond-Technik, den Sleight of Mouth Patterns, Teile-Arbeit oder dem Time-Line Re-Imprint. Natürlich stehen Dir auch viele weitere Möglichkeiten zur Verfügung auf die Du gerne zugreifen kannst. Vermutlich wirst Du zur vollständigen Bearbeitung mehrere Sitzungen benötigen, da es nicht zu empfehlen ist, alle Kernglaubenssätze auf einmal zu bearbeiten. Dein Unterbewusstsein braucht etwas Zeit um die jeweiligen Impulse optimal zu verarbeiten.

Erkennen

Wahrnehmung wird im NLP ganz groß geschrieben. Das gilt auch in Bezug auf Dich selbst. Achte daher in kritischen Situationen zunächst darauf, wie Du Dich fühlst. Dann lausche Deiner inneren Stimme und achte darauf wie erwachsen – oder eben auch nicht – sie zu dir spricht. Welche Worte verwendest Du? Wie klingen sie? Wirkt es trotzig, beleidigt oder übertrieben aggressiv? Spürst Du selbst, dass Du nicht richtig im hier und jetzt bist? Fühlst Du Dich gerade nicht so ganz erwachsen?

Spielen

Nicht alles muss verändert werden. Es kann im Kind- oder Eltern-Ich Zustand auch Spaß machen. Wenn man rumalbert, mal wieder etwas Verrücktes macht oder ganz bewusst mal wieder Kind sein will, dann ist das wunderbar.

Doch in vielen alltäglichen Situationen ist das kein angemessenes Verhalten. Es fühlt sich auch nicht gut an wenn man dann womöglich auch von den anderen Menschen nicht mehr wie ein erwachsener Mensch behandelt wird. Oder wenn es zu überflüssigen Eskalationen kommt. Wenn die Beziehung scheitert. Wenn der Job gefährdet ist. Oder, wenn man sich dadurch einfach selbst im Weg steht.

Um es mit NLP zu sagen: Für jedes Verhalten gibt es passende und unpassende Kontexte!

Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei, es mehr und mehr passend zu machen!

Heiko Alexander, Alexander-Training