NLP in der Alltags-Kommunikation
Verschiedene Arten von Kommuikationskursen sind tatsächlich immer noch ganz vorne im Rennen was Fortbildungen anbelangt.
Aber warum? Können wir denn nicht kommunizieren? Wir fangen doch schon als Babys an und üben ständig. Sollten wir das nicht beherrschen? Natürlich beherrschen wir das; zumindest in den Bereichen, in denen wir geübt haben. Und Du wirst zustimmen: in vielen Fällen funktioniert es ja auch. Aber eben nicht in allen Fällen.
Friedemann Schulz von Thun hat mit seinem 4-Ohren Modell sehr schön gezeigt, wo überall Probleme entstehen können.
(Bild aus Wikipedia)
Ich gebe hier ein Beispiel:
Aussage des Senders: Ist noch Milch da?
Die Bedeutung seines Satzes (von seitens des Sendes) könnte sein:
- Ich möchte wissen, ob noch Milch da ist.
Sachebene - Bring mir doch bitte etwas Milch!
Apellseite - Kümmere Dich bitte um mich!
Beziehungsseite – die Milch ist nur als Thema vorgeschoben - Ich habe Lust auf Milch.
Selbstkundgabe
Die Bedeutung des gleichen Satzes aus der Perspektive des Empfängers könnte sein:
- Der Sender möchte wissen, ob noch Milch da ist. Sachebene, Antwort: „Ja“
- Der Sender möchte, dass ich ihm Milch bringe.
Apellseite, Anwort: „ich bring Dir gleich was.“ oder: „hol Dir doch einfach selber etwas“ - Der Sender möchte, dass ich mich um ihn kümmere.
Beziehungseben: „Klar Schatz, ich kümmere mich um Dich“ oder „immer willst Du, dass ich für Dich springe“ - Der Sender möchte, dass ich seine Wünsche/Bedürfnisse kenne.
Selbstkundgabe, Antwort: „ich auch“ oder „immer Milch… Ich habe keinen Bock mehr auf Milch“
Du siehst, da ist Potential für Missverständnisse und Streit aber eben auch für harmonisches Verständnis.
Warum also Kommunikation lernen?
Weil das Ziel ist, den anderen zu verstehen und selbst verstanden zu werden. Und das ist weit mehr, als nur die einzelnen Wörter und Sätze zu verstehen oder von sich zu geben.
Wofür kommunizierst Du?
- Stimmung mitteilen, Stimmung des Zuhörers zu beeinflussen
- Meinung mitteilen, Meinung des Zuhörers zu beeinflussen
- Hilfe bekommen, Hilfe geben
- Information bekommen, Information geben
- Wahrgenommen werden, den anderen zeigen, dass sie wahrgenommen werden
- Eigene Position zeigen, verbessern, Position der anderen erhöhen, erniedrigen
- …usw
Du kannst die Liste wahrscheinlich noch um Einiges ergänzen. Zusammengefasst geht es aber nur um Eines:
Du willst etwas bei Anderen bewirken. Und die Anderen haben dann die Wahl:
- Mitmachen
- Nicht mitmachen
Und genau darum geht es in Kommunikations- und Rhetorikkursen: der Andere soll doch bitte schön zuhören und mitmachen.
Oft ahnt unser Gegenüber, dass wir etwas wollen, was vielleicht Energie, Zeit, Geld… von ihm weg nimmt und verweigert von vorneherein die Kommunikation.
Oder eine Person ist gerade nicht in der Stimmung, hat gerade andere Sorgen, ist gerade in Gedanken und hört gar nicht zu, verweigert die Kommunikation vielleicht, ohne das zu wollen.
Und nun?
Woher will man wissen, was in dieser Person vorgeht?
Wir können es nicht wissen, aber wir können es erahnen. Und zwar dann, wenn wir uns ganz und gar auf auf diese Person einstellen.
Genau das tun wir im NLP. Indem wir zuerst einen guten Rapport aufbauen und dabei stetig genau zuhören und genau hinschauen und uns in die Anderen hinein fühlen. Das gibt uns Ideen, was die Gesprächspartner wirklich sagen wollen, und es hilft uns dann auch unseren eigenen Ideen besser Gehör zu verschaffen.
Wo Unklarheit herrscht, wo wir ein Störgefühl bekommen, wo Worte ungewöhnlich betont werden oder wo gestische oder mimische Signale uns verraten, dass etwas bemerkenswert ist, da fragen wir nach. Und das lernen wir im NLP – wahrnehmen, Rapport aufbauen und erhalten und fragen – die Essenz der Kommunikation.
Und dann darfst Du nicht vergessen: auch Du selbst unterliegst dem Prinzip, dass Zustand und Emotion immer beeinflussen, wie Du sendest und wie Du empfangenes interpretierst. Jeder kann mal stinkig sein, das gehört ja auch zum Leben. Aber soll der Ärger oder die Traurigkeit von gerade eben die Kommunikation dieser Sekunde beeinflussen oder gar bestimmen?
Im NLP lernen wir, Emotionen bei uns selbst zu beeinflussen (durch Submodalitäten-Techniken, Reframing, Anker, eigene Gedanken hinterfragen usw), wodurch wir deutlich entspannter in die Kommunikation gehen können. Müde und erschöpft bleibt müde und erschöpft. Aber dies schneller zu erkennen und dann eben entsprechend sich darauf einstellen… das ist eben auch hilfreich.
Einmal gemacht und dann klappt‘s für immer?
Nein, natürlich nicht. Aber mit jedem mal bewusst angewandt, werden wir einfach immer besser. Und da kommt einem doch die alltägliche Kommunikation zum lernen und üben gerade recht, oder?
Robby Brandl, 08.22
Im nächsten Teil geht es um Gewohnheiten und andere Programme.